Erdöl in der Region?

„GOLDGRÄBERSTIMMUNG“ herrschte noch vor wenigen Tagen in Graben-Neudorf.

 

Das schöne Wetter am Nachmittag des 21. Juli 2016 nutzten Mitglieder des Heimatverein um bei einer Radtour den Bohrplatz der Ölbohrung in Neudorf östlich der B 35/36 zu besuchen.

Ölvorkommen in der Rheinebene sind bereits seit etwa 140 Jahren bekannt. Von 1930 bis in die 1960er Jahre wurde hier Öl gefördert. Irgendwann allerdings waren die Vorkommen erschöpft beziehungsweise ihre Förderung zu teuer. Im Jahr 2003 wurde dann in Speyer bei Erdwärmebohrungen zufällig in rund 2.000 Meter Tiefe erneut Öl entdeckt. Dort werden aktuell täglich rund 500 Tonnen Öl gefördert.

Inzwischen steht fest: In Graben-Neudorf wird kein Erdöl gefördert werden: Dies ist das Ergebnis der Probebohrung „Hofwiese 1“ der Heidelberger Firma Rhein-Petroleum. „Wie unsere Messungen direkt in der erreichten Zieltiefe von rund 1 800 Metern zeigen, haben wir nach einer perfekt verlaufenen Bohrung nicht genügend Erdöl angetroffen. Daher wird es auch keine Probeförderung geben“.

Den langen Weg, bis es zu einer Bohrung kommt, erläuterte Geologe Guido Vero von Rhein-Petroleum aus Heidelberg. Vor etwa zwei Jahren wurde das Gebiet mittels modernster 3D-Seismik untersucht.

Im Bereich Neudorf, wo früher schon entlang der Straße nach Huttenheim Öl gefördert wurde, glaubte man Öl zu finden. Das Bohr-Ziel liegt eigentlich unterhalb der Ortsmitte. Da konnte man früher nicht bohren, weil Bohren damals nur senkrecht möglich war. Heutzutage ist die Technik in der Lage auch Bohrungen mit Kurven auszuführen. Diese Technik ließen wir uns ausführlich erläutern. Es wurden 400 m senkrecht gebohrt und die Abdichtung zum Grundwasser ausgeführt. Die restliche Strecke erfolgt in einer langgestreckten Kurve, um etwa unterhalb des Ortsmittelpunktes von Neudorf das Bohrziel nach einer Strecke von 2 200 m zu erreichen.

Uns wurde erläutert, dass auch unter Speyer mehrere Bohrungen waagrecht verlaufen und so in Speyer die derzeit ergiebigste deutsche Ölquelle erschlossen wurde. In den kommenden Tagen wird nun die Bohrung in Graben-Neudorf mit Zement teilverfüllt und sicher verschlossen. Danach wird die Bohranlage abgebaut und die Firma hat einen Eichenwald anzulegen, so der aktuellste Stand.

Die geologischen Bedingungen südlich von Wiesental entsprechen denen von Neudorf, erläuterte Erhard Schmitteckert, der die Besichtigungstour organisierte. Die Aufsuchungslizenz von Rhein-Petroleum reicht nach Norden bis zur L 555 Kirrlach-Waghäusel. „Der Oberrheingraben bleibt für die Erdölsuche hochinteressant", so Rhein-Petroleum.