Der Auferstandene
Da die evangelischen Mitarbeiter der Zuckerfabrik, die
in einem überwiegend katholischen Gebiet lag, keine
Möglichkeit hatten, evangelische Gottesdienste zu feiern,
richtete die Firmenleitung für diese in einem Flügel des
Schlosses eine Kapelle ein. Diese diente bis 1967, dem Jahr
der Errichtung einer eigenen Kirche in Waghäusel, der
evangelischen Gemeinde als Gottesdienstraum.
1956/1957 wurde von Albert Finck für die Kapelle im
Schloss Eremitage ein Kirchenfenster entworfen. Die
Realisierung übernahm die Firma Großkopf aus Karlsruhe. Im
Zuge des Eigentumswechsels 1997 wurde das Kirchenfenster
ausgebaut und im Luftschutzbunker der evangelischen Kirche in Wiesental eingelagert.
Nach Abschluss der Innenrenovierung der Eremitage soll
das Fenster an historischer Stätte wieder einen würdigen
Platz finden.
Besprechung des Fensters
Auf dem Bild trägt der auferstandene Christus über einem
hellen Gewand einen in Falten gelegten roten Mantel. In den
Händen hält er ein Lamm. Er steht vor klar strukturierten
blauen Strahlen, die von oben kommen und sich in ihrer
geordneten Weise im Gewand des Auferstandenen mit anderen
Farben fortsetzen.
Die Wundmale an Händen und Füßen weisen darauf hin, dass
es sich um den Auferstandenen Christus handelt. (Das Lamm
ist schon in der vorchristlichen Zeit ein Symbol für
Unschuld, Sanftmut, Reinheit und war deshalb eines der
häufigsten Opfertiere.)
Das Lamm auf den Armen des Auferstandenen hat eine
doppelte Bedeutung. In Verbindung mit dem Kreuz (im
Halsausschnitt) ist es zum einen ein Symbol für den
Opfertod von Jesus, den er unschuldig (wie ein Lamm)
erlitten hat. Er ist [...] das Lamm Gottes, das der Welt
Sünde trägt (Joh. 4, 29). Zum anderen weist das Lamm darauf
hin, dass Jesus als der „Gute Hirte" bezeichnet wird, der
seine „Schafe" (die Christen) nicht verlässt (Joh.
11,1-18).
Jesus steht in einem von oben kommenden blauen
Strahlenbündel. Blau ist die Farbe des Himmels, die Farbe
des Göttlichen: der göttlichen Weisheit und der göttlichen
Treue. Das Bild unterstreicht hiermit die innige Verbindung
zwischen Gott und Jesus. Die überwiegenden hellen Farbtöne
des Gewandes von Jesus (Gelb - Licht, Sonne, Auferstehung,
Ostern; Grün - Erneuerung und Hoffnung; Braun - Farbe der
Erde, auf der Jesus gelebt hat) sind in ihrer Bedeutung
wichtige Hinweise für das Geschehen und Wirken um Jesus
Christus.
Über den Füßen des Auferstandenen ist ein Regenbogen
angedeutet. Er ist das Symbol der Versöhnung Gottes mit den
Menschen (1. Mos. 12, 21). Zu dieser Versöhnung hat auch
der Opfertod von Jesus beigetragen.
Jesus steht auf einer Dornenkrone, die auf die
Demütigungen des Pilatus hinweisen (Joh.19, 5), die Jesus
auf dieser Darstellung bildlich überwunden („unter" sich
gelassen) hat. Mit dem einen Fuß steht Jesus auf dem Kopf
einer Schlange, sie ist das Bild des Bösen, das Jesus
besiegt hat (Joh. 10, 19; 1. Petr. 2, 24).
Am unteren rechten Bildrand ist vom Künstler eine Blume
eingearbeitet. Die Blume wird als Symbol der Hingabe, der
Demut und als Sinnbild des krönenden Abschlusses verwendet.
Sie ist also in diesem Bild der „Punkt", das Ende, der
Schluss. (Rechts neben der Blume steht der Name des
Künstlers Albert Finck und der Name der Werkstatt Großkopf
aus Karlsruhe, die das Fenster gefertigt hat.)
Vor dem rechten Fuß von Jesus Christus ist ein kleiner
Halbmond zu sehen. Der Halbmond wird in der christlichen
Kunst immer wieder als Hinwies auf die Mondphasen verwendet
und diese stehen für zyklische Veränderungen: Geburt - Tod
– Auferstehung.
Rechts und links des Auferstandenen herrscht im
Vergleich zu diesem Unruhe und wenig Ordnung. Man kann auch
sagen, geschäftiges Treiben umgibt die in sich ruhende
Gestalt des Christus.
Auf beiden Seiten seiner Figur erkennt man rauchende
Schornsteine, ein Verwaltungshochhaus mit Glaswänden,
Industriegebäude, Silos, Leitern, einen Ladekran, einen
Wasserturm, alles Dinge aus der Umgebung der Kapelle, für
die dieses Kirchenfenster geschaffen wurde.
Christus steht inmitten dieses Schaffens und Wirkens.
Das Bild erscheint dreidimensional, und dabei steht der
Auferstandene vor diesem Werken und Wirken. Der Künstler
will damit zum Ausdruck bringen, dass dieser Christus
wichtiger, „vordergründiger", ist als all das geschäftige
Treiben der Menschen. Er ist der Ruhepunkt für die in der
Unruhe der Arbeit lebenden Menschen.
   
Bilderserie einer Hochzeit im Betsaal - das
Kirchenfenster ist von innen (2. Bild v.l.) und von außen
(rechts) gut zu erkennen.
Das Fenster entstand
1956/1957, ist 213 x 104 cm groß und aus Antikglas
gefertigt.
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