Festakt 775 Jahre Kirrlach
Großartiger Festabend bei bester Stimmung mit pfälzischen und badischer Mundart

„Stolz sei er, der Spraddl, gerne fein machen würde er sich und auch mal was Verrücktes tun“, so würden die Kirrlacher von ihren Nachbarn beschrieben, berichtete Kreisarchivar Bernd Breitkopf in seiner fesselnden Festansprache, die er anlässlich der 775-Jahr-Feier in der mit 800 Besuchern voll besetzten Rheintalhalle in Waghäusel-Kirrlach hielt. Blitzlichtartig beleuchtete er Daten, Fakten und Episoden, soweit es die Archive her gaben: Ob der in einer Urkunde vom 4.Mai 1234 genannte Subdiakon Philipp der erste bekannte Kirrlacher Einwohner war bleibt offen, denn „Der Anfang des Ortes Kirrlach liegt leider im Dunkeln, da die Gründungsurkunde, falls es eine gab, die Jahrhundertwende nicht überstanden hat.“, berichtete der Kreisarchivar. „Kirrlachs Ersterwähnung fällt in die kurze Regentschaft des Speyerer Bischofs Konrad von Dahn (1233 bis 1236).“ Wurden 1401 noch 27 Familien in der ärmlichen Gegend genannt, so betrug 1530 die Einwohnerzahl 245. Mediziner wie Peter Starck, Johannes Teutsch oder Johannes Georgius Sparr brachte Kirrlach ebenso hervor, wie den ´roten Kuhhirte´ als unbekannten Retter Kirrlachs. Der Einfluß der Fürstbischöfe, Jagden, Bau und Betrieb der Eremitage mit Frondiensten der Bewohner, Säkularisation und der Erwerb des flandrischen Schnitzaltars 1803 in Wiesloch durch Lammwirt Heiler und 1879 Einbau in die Kirche St. Kornelius und Cyprian waren nur einige der vielen, oft unbekannten, Offenbarungen von Bernd Breitkopf. Hierzu gehörten auch mit Blick auf Kirrlach die Badische Revolution, Wandel im Berufs-, Vereins und Arbeitsleben, Weimarer Republik, Drittes Reich Besatzung und Neuanfang bis zur Großgemeinde Waghäusel.

Eingestimmt auf diesen Jubiläumsabend in der festlichen „Guten Stube“ Kirrlachs wurden die Gäste mit Großfotos von Alt-Kirrlach und dem Musikverein Kirrlach der unter seinem Dirigenten Stefan Vogelbacher (Badner Land) und Karl Benz (Jubiläumsmarsch) mit großartiger Unterstützung des Publikums schwungvoll aufspielte. Unter den in persönlicher Ansprache gewürdigten Ehrengästen aus Politik, Wirtschaft und den Vereinen begrüßte Bürgermeister (und Moderator) Walter Heiler besonders MdB Olav Gutting, die Ehrenbürger der Stadt Waghäusel Dr. Friedrich Müller, Robert Straub und Witwe Friedlinde Groß für ihren Gatten Emil Groß, Bürgermeister der Nachbargemeinden Martin Büchner, Rolf Müller, Stefan Martus und Pfarrer Johannes Zwick besonders herzlich. Er stellte die Kirrlacher Menschen als etwas Besonderes heraus und dankte allen Akteuren die zum Gelingen des großartigen Jubiläumsfestes einen Beitrag leisten.

Die Mundartfreunde wurden im Unterhaltungsteil des Abends mit Lokalkolorit verwöhnt. Auf wissädalerisch und kerrlocherrisch stellten Claudia Heim und Willi Zimmermann mit Daniela Stadler und Sven Herrwerth den Stinkbach (zwischen Klärwerk Bruchsal und Kirrlach) in seinem Wandel zum Heilwasser vor: „Was den Bruslern Einerlei – war für Kirrlach Schweinerei“. In der „Stinkbach-Möve“ teste das Silber-Hochzeit-Paar Fluß und Auen, strandete in Kirrlach, der „Stadt der Großartischen“ und verteilte das hurtig abgefüllte „Heiler-Wasser“ aus dem Land „Wo Holler und Narzissen blüh´n“.

Als interessierter Beigeordneter gewannen vom Pfälzer Kabrett Spitz und Stumpf Bernhard Weller mit Freund Stumpf von der „Friedel Handschuh Partei“ das Interesse des Publikums. Die Pfälzer trafen mit ihrem Humor und Schunkelliedern zur Kartoffel, zum Wein bis zur Schnecke-Schrecke oder der Rheinverlegung um „Kerrloch rum“ (Eingemeindung zur Pfalz) den Nerv des Frohsinns. „Musik uff badisch“ präsentierte die Gruppe Badenwergk (Dr.Helmut Dörr, Günter Auch, Bernhard Hotz), neu „kraichgausound“, bis nach Mitternacht und bekam dafür viel und verdienten Beifall, besonders nach dem Kirrlacher Lied „Kirrlach is a schöner Ort“ zum Abschluss. Kurzum der Jubiläums-Abend war ein besonderer Genuss!