Seit Generationen erfreut sich der rund 480 Jahre alte spätgotische
flandrische Schnitzaltar in der Pfarrkirche Kirrlach einer hohen
Wertschätzung. Philipp Heiler koordinierte 1981 die Arbeiten zur
Dokumentation des besonderen Kunstwerks. Im Buch "Der Flandrische
Schnitzaltar in Kirrlach" gibt es auf Seite vier folgenden Hinweis zu
einem Foto des Altars: "Der Altar, wie er sich dem heutigen Besucher
darbietet. Unter der Mensa das Grab Jesu mit dem Leichnam, eine gute
noch nicht genau datierte Arbeit".
Mit Hilfe des Fotos aus Bellheim lässt sich die Herkunft und der Weg
der Kirrlacher Arbeit leichter datieren. Der Seitenaltar in Bellheim,
unter dessen Mensa verschlossen mit dem hölzernen Antependium die
Christusfigur (Fotos oben) liegt, wurde nach den Unterlagen im
Bellheimer Pfarrarchiv im Oktober 1872 von Gottfried Renn in Speyer
geliefert. Der Bellheimer Altar wurde in München gefertigt, die
Figuren aber von Renn selbst angefertigt. Und hier schließt sich nach
aktuellen Recherchen der Kreis, so Vorsitzender Roland Liebl. In dem
Buch von Philipp Heiler wird Hermann Renn als Restaurator im Jahr 1878
erwähnt. Hermann Renn war ein Sohn Gottfried Renns und arbeitete in
dessen Werkstatt in Speyer, die er 1895 übernahm.
Gottfried Renn stammte aus Imst in Tirol und war in den 1840er Jahren
aus München nach Speyer gekommen, wo er eine Bildhauerwerkstatt
gründete und sehr produktiv war. Außer den Werken am und im Dom selbst
(neue Figuren am Ölberg, diverser Figurenschmuck am Westwerk, Figuren
des Hochaltars, Kreuzweg, Vesperbild in der Krypta, Restaurierung der
Grabplatte Rudolfs von Habsburg, Tafeln mit Inschriften ec. ) hat er
in der Diözese Speyer hunderte von Figuren und viele Altäre
geschaffen, war aber auch in Straßburg, dem Elsaß, Metz, Trier,
Aachen, Köln, Düsseldorf, Mainz, Frankfurt und mehreren Kirchen auf
der rechten Rheinseite (Malsch, Rheinsheim) tätig.
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