Es war nur eine Frage der Zeit, bis die wichtigen Steine in der
Kirchenaußenmauer bis zur Unkenntlichkeit verwittert sein würden, bis
die eindringende Nässe soweit Schaden anrichten sollte, dass Teile
weiter abplatzen. Für den Kirrlacher Heimatvereinsvorsitzenden musste
„ganz dringend etwas geschehen“. Er kam und sah, fackelte nicht lange
und handelte.
„Jede Woche könnte eine Verschlimmerung eintreten“,
sagte sich der Diplom-Mathematiker. Zupass kam ihm, dass er gerade
einen eineinhalbjährigen „Kirchenführerkurs“ besucht und diesen nahezu
abgeschlossen hat, über den er eine Menge Historisches, Bauliches und
Architektonisches vermittelt bekam. Das alles konnte er nun für
Kirrlach nutzen.
In Kürze ist Liebl zertifizierter Kirchenpädagoge,
dann hat er den Kirchenführerkurs des Religionspädagogischen Instituts
Karlsruhe abgeschlossen. Dazu gekommen ist er über eine Empfehlung in
einem Flyer. „Ich wollte etwas hinzulernen. Was ich las, klang alles
super spannend“, sagt er zu seiner Motivation.
Vor allem habe der Lehr- und Lerninhalt
„Kirchensteine erzählen Geschichte“ schnurstracks zu seiner
heimatlichen Pfarrkirche Kornelius und Cyprian geführt. „Ich habe mir
mehrmals die Kirche von außen betrachtet, von allen Seiten, zu
verschiedenen Tageszeiten, konnte immer etwas Neues finden“, berichtet
der neue Kirchenführer. Einige der entdeckten Teile sind über 500
Jahre alt. So 15 Inschriften und Zeichen, Wappen und Symbole verbirgt,
meist etwas versteckt, die Kirche.
Der Bogenschlussstein von 1504 gilt als die
interessanteste Sehenswürdigkeit, die im Laufe der Zeit immer wieder
einen anderen Platz gefunden hat. Heute ist der Stein mit der
Jahreszahl und dem Wappen von Bischof Philipp von Rosenberg in die
südliche Turmwand eingemauert. Zu sehen sind auch Hinweise auf das
Jahr 1508 und besonders auf 1833. Hier handelt es sich um das
Schlussstück der spitzbogigen Portaltür des gotischen Langhauses.
Fast an jeder Stelle machten sich Umwelteinflüsse
bemerkbar. In Absprache mit der Kirchenleitung und allen möglichen
Behörden holte Liebl mit dem Steinmetz Patrick Kästner aus Speyer
einen Fachmann herbei, der die Steine begutachtete, säuberte und
konservierte. Die Oberflächen mussten vorsichtig gereinigt, die Poren
mit einem Mikrostrahlgerät geöffnet werden. Dann galt es, die
Zementantragungen zu lösen und die Steine mit Antihygro vorzubehandeln.
Der morbiden Substanz war in mehreren Schritten mit Steinfestiger
entgegenzuwirken. Zudem wurden diverse Risse mit Restauriermörtel und
Injektionsharz verschlossen. Um die Arbeiten auch zu einem sichtbaren
Erfolg zu führen, betätigte sich der Heimatverein Kirrlach als Sponsor
und stellte rund 2.000 Euro zur Verfügung.
Laut Liebls Recherchen wird 1234 erstmals in einer
Urkunde der Ort „Kirloch“ erwähnt. Zu der Zeit habe es bereits eine
Kirche gegeben. Das bisherige Gotteshaus wurde 1504 durch ein im
gotischen Stil errichtetes Gebäude mit der Ausrichtung in
Ost-West-Richtung ersetzt. 1832 begann dann der Bau der heutigen
Pfarrkirche. Vom ursprünglichen Bau war der Glockenturm einbezogen
worden. Die Ausrichtung des neuen Gebäudes erfolgte in
Nord-Süd-Richtung. Schließlich kam es 1904 zu einer Erweiterung der
Kirche und zum Anbau einer Kapelle für den weithin bekannten
Flanderischen Schnitzaltar.
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