Wenn Kirchensteine erzählen: Die Beschriftung an den Quadern und dem Fenstersturz am Kirrlacher Kirchturm

 



Die Schriftzüge sind heute noch am Kirchturm auf der Südseite erhalten.
Die Skizze stammt schon aus dem 18. Jahrhundert. Der Kirrlacher Kirchturm ist
das älteste Kirrlacher Gebäude, zumindest die untere Hälfte davon. (Grafik: Liebl)
 


Nach langen Recherchen ist es dem Heimatverein inzwischen gelungen, den fehlenden Teil des Schriftzugs am Kirchturm in seiner Bedeutung zu entschlüsseln (siehe Foto). Es wurde schon oft vermutet, dass die drei heute noch am Kirchturm der Kirrlacher Kirche enthaltenen lateinische beschrifteten Steine inhaltlich zusammen gehören.

Roland Liebl geht aktuell von folgender Übersetzung aus: "Im Jahr 1504 ist dieses Werk angefangen worden (am Tag) nach Laurentii". Das entspricht damit dem 11. August 1504.

Uneinigkeit besteht aktuell vor allem bei der Jahreszahl, denn es könnte auch 1507 heißen. Erschwert wurden die Recherchen vor allem durch die mittelalterlichen Varianten in der Zahldarstellung und der Schrift, so wie der teilweise verkürzten lateinischen Variante, die mit einer Art Lautschrift-Symbolik an einigen Stellen vermischt war (... wie eine liegende geschweifte Klammer, bzw. wie ein Negationsstrich ...), sowie dem Hinweis auf die Unterbrechung und Fortsetzung des Schriftzuges (... sieht wie Gänsefüßchen aus ...).

Hilfreich waren die Skizzen aus der Zeit um 1790, weil sie noch lesbarer als die heutigen Steine sind, sowie der Kontakt zu Experten für mittelalterliche Inschriften, so Kirchenpädagoge Liebl.

Bauherr der damaligen "Acker-Kirche" (siehe Bild) war Philipp von Rosenberg. Rosenberg, 1479 Student an der Universität Heidelberg, war zunächst Domherr zu Worms und Speyer (1486), dann in Speyer Stiftspropst zu St. German und Mauritius (1492), Domkantor (1495) und Bischof (1504–1513). Durch die beiden heute noch erhaltenen Wappensteine (... ebenfalls in der Grafik zu sehen ...) ist er als Bauherr der Kirrlacher Kirche ausgewiesen.

Anmerkung: Mit "Acker-Kirchen" bezeichnet man Kirchenneubauten, die mangels innerörtlichem Bauplatz notgedrungen auf der grünen Wiese, also dort, wo noch ausreichend Baugelände zur Verfügung stand, errichtet wurden. Die 1504 erbaute Kirche war lange nur einseitig, d.h. nur im Westen, von Häusern umgeben.