Die meisten christlichen Kirchen haben neben dem Kirchenraum einen
Kirchturm – so wie viele Moscheen ein Minarett. Der Turm ist von weit
her sichtbar und zeigt den Gläubigen, wo sie sich zum Gottesdienst
treffen können. Der Kirrlacher Turm, zumindest die untere Hälfte des
heutigen Turms, ist das älteste Kirrlacher Gebäude. Der Turm war zur
Bauzeit zugleich Haupteingang zur ebenfalls neu erbauten Kirche, die
damals geostet war. Der Altarraum befand sich in Richtung heutigem
Schulhof der Goetheschule.
Wer sich mit den historischen Archiven beschäftigt,
der erkennt schnell, dass die Kirrlacher Inschriften am Turm schon
immer das Interesse der Heimatforscher erweckten. Sie erlauben uns
auch nach über 500 Jahren die Datierung des Gebäudes und verweisen auf
den Bauherren, Bischof Philipp von Rosenberg. Die obige Grafik zeigt
die Inschrift im Original (fotografiert vor wenigen Tagen), als Skizze
(aus den über 200 Jahre alten Gerichtsakten im Generallandesarchiv
Karlsruhe zum Baustreit, der rund 50 Jahre dauerte), sowie in einem
Fachbuch für Kulturdenkmäler (aus dem Jahre 1913).
Die Bedeutung war lange nicht komplett
verständlich. Die Inschriften des Großkreises Karlsruhe (1980) kommt
bis auf die Jahreszahl zu folgender Einschätzung:
ANNO 1 5 0 4 / INCEPTV(M) EST HOC / OPVS /
ALTERA LAVRE(N)CY /
Im Jahr 1504 ist das Werk angefangen worden (am
Tag) nach Laurentii
Bedeutung: 11. August 1504
Die Ausführung der Schrift orientiert sich an
der frühhumanistischen Kapitalschrift.
Bezüglich der Jahreszahl wird auch manchmal 1507
erkannt (Hans Joseph Mone, Historiker, Karlsruhe, 1827)
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