Zwei Leserbriefe zur Kirrlacher Tiefburg (Motte)

 



Leserbrief in den BNN vom 27. August 2019. Zum Lesen bitte anklicken.
 



Antwort zum Leserbrief in den BNN vom 4. September 2019. Zum Lesen bitte anklicken

Hier noch die ungekürzte Version des Leserbriefs:

Leserbrief zu:

„Verschollener Adelssitz in Kirrlach“

und zu: „Direkter Draht ins Jenseits?“ von Artur J. Hofmann

(27. August 2019)

Einen Draht ins Jenseits, wie vom Leserbriefschreiber vermutet, habe ich (leider) nicht, dafür aber einen Zugang zu Forschungsergebnissen renommierter Archäologen und exzellenter Kenner der regionalen Burgenlandschaft. Zu den Quellen gehören beispielsweise Veröffentlichungen zur Burgenforschung, Europäisches Correspondenzblatt für interdisziplinäre Castellogie, Band 4, 2018, Seite 98 ff. Verfasser ist der Burgenexperte, Diplom-Geologe Dr. Ludwig H. Hildebrandt aus Wiesloch. Der Titel lautet: „Großmotten der Mitte des 10. Jahrhunderts im nördlichen Baden-Württemberg“.

Der Verfasser legt, für mich jedenfalls, überzeugend dar, dass es in Kirrlach im 10. Jahrhundert eine Burg ("Motte") gegeben hat, und zwar, wie er meint, über eine Dauer von etwa 250 Jahre. Das ist für mich und andere heimatkundlich engagierte Mitbürger eine überraschende Neubewertung.

Warum sollten die Stadt Waghäusel und der Stadtteil Kirrlach nicht das Recht haben, von dieser Neubewertung zu erfahren? Immerhin ergibt sich für die Burg eine weitaus längere Laufzeit als bislang angenommen: etwa vom späten 10. Jahrhundert bis zum frühen 13. Jahrhundert.

Mag sein, dass eine Formulierung im Gesamtbericht missverständlich war, klarzustellen ist: Nicht der verstorbene Dietrich Lutz vom Landesamt hat aus dem Jenseits eine Neubewertung vorgenommen, sondern eben dieser durchaus leibhaftige Dr. Ludwig H. Hildebrandt.

Schade ist, dass der Leserbriefschreiber nicht alle ihm zugänglichen Informationen berücksichtigt hat, obwohl er dazu die Gelegenheit gehabt hätte. Aussagekräftige Luftbilder vom Landesdenkmalamt und insbesondere die Quelle für die 2018 publizierte Neubewertung der Grabungsbefunde wurden vom Heimatverein Kirrlach auch veröffentlicht, etwa bei einer Ausstellung im Taglöhnerhaus im Juni oder mit exakten Quellenangaben im Mitteilungsblatt der Stadt Waghäusel.

Zweifellos hat sich Artur J. Hofmann Verdienste bei der seinerzeitigen Erforschung und Beurteilung der Motte erworben, die mit dem Artikel über die vorgenommene Neubewertung in keiner Weise übergangen oder geschmälert werden sollen. Sollte sich tatsächlich einmal ein direkter Draht ins Jenseits einrichten lassen, steht dieser auch meinem Heimatvereinskollegen Hofmann zur Verfügung: um vielleicht in Kontakt mit den Bewohnern der ehemaligen Kirrlacher Burg zu treten und sie an seinen Zweifeln an ihrer Existenz vor 1000 Jahren teilhaben zu lassen.

Roland Liebl,

Vorsitzender Heimatverein Kirrlach

... und zum Schluss noch einige Zeilen aus einer fachkundigen Mail, die mich zu den beiden Leserbriefen erreichte:

... Am 27.8. dann der Leserbrief "Direkter Draht ins Jenseits?" von Herrn Hofmann. Hier habe ich so meine Bedenken an der Deutung ("Streckenweise erweckt Dietrich Lutz mit seiner Begeisterung beim Leser den Eindrucker habe tatsächlich die Burg entdeckt"), denn in den einschlägigen, wissenschaftlichen Veröffentlichungen (WAHLE 1926, LUTZ 1998, KUNZE 2005, STROTZ 2012, HILDEBRANDT&KNAUER 2018) wird der Platz eindeutig als Burg bewertet. Ein hinsichtlich Archäologie und Burgenkunde als Laie zu klassifizierende Person sollte mit solchen abfälligen Wertungen gegenüber dem hoch verdienten Archäologen Lutz vorsichtig sein.

... Anfang September hatten dann Sie verständlicher Weise den Leserbrief "Überraschende Neubewertung" verfasst. Daran habe ich nichts auszusetzen.