Auf der Suche nach der verschollenen Burg

 



Bitte das Bild zur Vergrößerung anklicken (Quelle: Mitteilungsblatt Nr. 34/2019, Seite 33).
 


(BNN) Im Süden Kirrlachs erhebt sich eine Burg, wie damals üblich, in Holzbauweise, eine sogenannte Motte. Die Hauptburg von knapp zehn Ar, Wohnsitz eines Angehörigen des Adels und seiner Familie, steht trotzig auf einer unübersehbaren Anhöhe. Auf der südlichen Seite gibt es eine 50 Ar große Vorburg für die Dienerschaft und das Gesinde. So war‘s wohl 250 Jahre lang: von 1000 bis 1250. Irgendwann wurde die Burg mitten im Lußhardtwald aufgegeben, die geschichtsträchtige Vergangenheit fiel der Vergessenheit anheim.

Seit Monaten befasst sich der Heimatvereinsvorsitzende Roland Liebl mit dem verschollenen Bauwerk auf Kirrlacher Gemarkung. Eine schon ältere Luftaufnahme zeigt westlich des Duttlacher Grabens die Reste zweier Gräben, die dem gängigen Schema einer kleinen Tiefburg mit allen Besonderheiten entsprechen. 1996/97 erfolgte der Bau der Südumgehung. Den Standort der Motte konnten die Straßenplaner mangels Alternative nicht aussparen. Bei den Grabungen kamen allerlei Funde, Scherben und Münzen, zum Vorschein, die belegten, dass dort eine Zeitlang tatsächlich eine „Motte“ stand.

Das Gewann nennen die Kirrlacher heute noch vielsagend „Schloßbuckel“. Warum wohl? Die rechteckige Hauptburg auf dem ehemaligen Hügel weist eine Innenfläche von 31 Mal 28 Meter auf. Die seinerzeitigen Befestigungen mit Palisaden und Wassergräben sind auf den Luftaufnahmen erkennbar. 100 Mal 50 Meter misst die Fläche der Vorburg.

Für Dietrich Lutz vom Landesamt für Denkmalpflege ergab sich zu Beginn seiner Recherchen: „Die Kirrlacher Motte steht vermutlich in einer Reihe mit anderen Burgengründungen zur Erschließung des Lußhardts.“

Doch jetzt kam es zu einer überraschenden Neubewertung der Bodenfunde. Demnach ergibt sich für die Burg eine längere Laufzeit: etwa vom späten 10. Jahrhundert bis zum frühen 13. Jahrhundert. Für die Archäologen datiert die Anlage aus der Zeit vor den Lußhardtschenkungen in 1056 und 1063. Somit wurde die Kirrlacher Burg nicht vom Hochstift Speyer zur Sicherung des Territoriums erbaut, sondern in königlichem Auftrag in spätottonisch-frühsalischer Zeit. Kirrlach ist, so weitere Erkenntnisse, vermutlich die einzige Gemeinde im Zentrum des Lußhardtwalds, wo es einen solchen Burgtyp gegeben hat.

Aufhorchen lassen auch folgende Schlüsse: Die Vorburg erreicht die Größe eines ganzen Fußballplatzes und war komplett mit Wassergräben umgeben. Als Eigentümlichkeit gilt die zentrale Lage mitten im Lußhardtwald. Alle anderen bisher bekannten Standorte für frühe Burgen im weiten Lußhardt befinden sich eher am Waldrand. Für Kirrlach gab es keine Ausnahme: Grundsätzlich war der Burgenbau dem Adel vorbehalten, betont Heimatforscher Roland Liebl, also war auf der der heutigen Kirrlacher Gemarkung ein Adelssitz.

Der Ort existierte damals schon - aller Wahrscheinlichkeit nach. Denn die Ersterwähnung des Dorfes stammt aus dem Jahr 1234. Eine Motte (frz. motte „Klumpen“, „Erdsode“) ist ein vorwiegend in Holzbauweise errichteter mittelalterlicher Burgtyp, dessen Hauptmerkmal ein künstlich angelegter Erdhügel mit einem meist turmförmigen Gebäude ist.