(BNN) Im Süden Kirrlachs erhebt sich eine Burg, wie damals üblich, in
Holzbauweise, eine sogenannte Motte. Die Hauptburg von knapp zehn Ar,
Wohnsitz eines Angehörigen des Adels und seiner Familie, steht trotzig
auf einer unübersehbaren Anhöhe. Auf der südlichen Seite gibt es eine
50 Ar große Vorburg für die Dienerschaft und das Gesinde. So war‘s
wohl 250 Jahre lang: von 1000 bis 1250. Irgendwann wurde die Burg
mitten im Lußhardtwald aufgegeben, die geschichtsträchtige
Vergangenheit fiel der Vergessenheit anheim.
Seit Monaten befasst sich der Heimatvereinsvorsitzende Roland Liebl
mit dem verschollenen Bauwerk auf Kirrlacher Gemarkung. Eine schon
ältere Luftaufnahme zeigt westlich des Duttlacher Grabens die Reste
zweier Gräben, die dem gängigen Schema einer kleinen Tiefburg mit
allen Besonderheiten entsprechen. 1996/97 erfolgte der Bau der
Südumgehung. Den Standort der Motte konnten die Straßenplaner mangels
Alternative nicht aussparen. Bei den Grabungen kamen allerlei Funde,
Scherben und Münzen, zum Vorschein, die belegten, dass dort eine
Zeitlang tatsächlich eine „Motte“ stand.
Das Gewann nennen die Kirrlacher heute noch vielsagend „Schloßbuckel“.
Warum wohl? Die rechteckige Hauptburg auf dem ehemaligen Hügel weist
eine Innenfläche von 31 Mal 28 Meter auf. Die seinerzeitigen
Befestigungen mit Palisaden und Wassergräben sind auf den
Luftaufnahmen erkennbar. 100 Mal 50 Meter misst die Fläche der
Vorburg.
Für Dietrich Lutz vom Landesamt für Denkmalpflege ergab sich zu
Beginn seiner Recherchen: „Die Kirrlacher Motte steht vermutlich in
einer Reihe mit anderen Burgengründungen zur Erschließung des
Lußhardts.“
Doch jetzt kam es zu einer überraschenden Neubewertung der
Bodenfunde. Demnach ergibt sich für die Burg eine längere Laufzeit:
etwa vom späten 10. Jahrhundert bis zum frühen 13. Jahrhundert. Für
die Archäologen datiert die Anlage aus der Zeit vor den
Lußhardtschenkungen in 1056 und 1063. Somit wurde die Kirrlacher Burg
nicht vom Hochstift Speyer zur Sicherung des Territoriums erbaut,
sondern in königlichem Auftrag in spätottonisch-frühsalischer Zeit.
Kirrlach ist, so weitere Erkenntnisse, vermutlich die einzige Gemeinde
im Zentrum des Lußhardtwalds, wo es einen solchen Burgtyp gegeben hat.
Aufhorchen lassen auch folgende Schlüsse: Die Vorburg erreicht
die Größe eines ganzen Fußballplatzes und war komplett mit
Wassergräben umgeben. Als Eigentümlichkeit gilt die zentrale Lage
mitten im Lußhardtwald. Alle anderen bisher bekannten Standorte für
frühe Burgen im weiten Lußhardt befinden sich eher am Waldrand. Für
Kirrlach gab es keine Ausnahme: Grundsätzlich war der Burgenbau dem
Adel vorbehalten, betont Heimatforscher Roland Liebl, also war auf der
der heutigen Kirrlacher Gemarkung ein Adelssitz.
Der Ort existierte damals schon - aller Wahrscheinlichkeit nach.
Denn die Ersterwähnung des Dorfes stammt aus dem Jahr 1234. Eine Motte
(frz. motte „Klumpen“, „Erdsode“) ist ein vorwiegend in Holzbauweise
errichteter mittelalterlicher Burgtyp, dessen Hauptmerkmal ein
künstlich angelegter Erdhügel mit einem meist turmförmigen Gebäude
ist.
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