Die Kirrlacher Gewann-Namen um 1900

 



Bild: Archiv Heimatverein
 


Die Ausdrücke Gewann, beziehungsweise Gewann(e)flur, bezeichnen eine Flurform, die vor allem infolge der zelgengebundenen Dreifelderwirtschaft und des Erbrechts entstand. Im Zuge der Einführung der Dreifelderwirtschaft wurde die Feldflur einer Siedlung in schmale, streifenförmige Ackerstücke unterteilt, die im Flurzwang bewirtschaftet wurden, d. h. die Arbeiten auf allen Ackerstücken eines Gewanns wurden immer gleichzeitig ausgeführt. Typisch für Gewanne ist, dass die Länge ihrer Felder mindestens das Zehnfache der Breite beträgt. Diese langgestreckte Form ist auf die Schwierigkeit des Wendens mit Pfluggespannen zurückzuführen. Schmalgestreckte Parzellen machten nur wenige Wenden notwendig.

Mit Einführung der Fruchtwechselwirtschaft und Aufhebung des Flurzwangs wurde die Einteilung in Gewanne überflüssig. In manchen Gegenden wie Südwestdeutschland blieben die Gewannnamen aber erhalten und sind auch in der Flurkarte eingetragen. Sie dienen als Lagebezeichnungen der leichteren Lokalisierung von Flurstücken, anders als die Flurnummer sind sie aber kein notwendiger Bestandteil der eindeutigen Bezeichnung eines Flurstücks.

Die Gewannbezeichnungen lassen noch heute Rückschlüsse auf die frühere Nutzung, Lage oder Beschaffenheit des bezeichneten Gebietes zu. Sie sind ein wesentlicher Teil der Flurnamenforschung, die sich darüber hinaus auch mit Namen etwa von Waldflächen oder bestimmten kleinräumigen geografischen Einheiten befasst, die nicht im engeren Sinne als Gewann angesprochen werden.

Gewannnamen finden häufig noch Verwendung bei der Bezeichnung von Bebauungsplänen und vielfach werden Straßen in den Neubaugebieten nach den angrenzenden Gewannen benannt.

Beispiele:

  • Hühnerlöchle (Bereich der Jurastraße)
  • Bachwiesenbuckel (Industriegebiet Richtung Reilingen)
  • Oberes Großes Hinterfeld (Baugebiet Richtung Vogelpark)
  • Gass (Bereich der Rheinstraße)