Lach und der Ostrhein - Namensgebend für viele Ortschaften in der Region - Mitteilungsblatt vom 12. März 2021

 



Der Name Lußhardt setzt sich zusammen aus dem Wort „Luß“ und bedeutet „Los“, d.h. ursprünglich durch Losentscheid zugefallener Anteil an einem (Wald-) Nutzungsrecht. Friedrich Metz definiert Lußhardt auch mit „der feuchte Wald“ (Metz, Der Kraichgau, Fußnote Seite 41). Das Wasser rund um den Lußhardt ist insbesondere entlang des Ostrheins nicht nur für rund ein Dutzend Lachen, sondern häufig auch für die aufkommenden Siedlungen namensstiftend, so Vorsitzender Roland Liebl.  (Bild: Archiv)
 


Der Mingolsheimer Rhein, bzw. die Kinzig-Murg-Rinne, wie der Ostrhein seit rund 100 Jahren auch genannt wird, ist heute faktisch ausgetrocknet. Ursprünglich fluteten alle Bäche aus dem Kraichgau und dem nördlichen Schwarzwald die ca. 1 bis 3 Meter tiefe und bis zu 4500 Meter breite Rinne. Die Trockenlegung war Voraussetzung für die Entwicklung und Besiedlung der Region rund um den Lußhardt. Das Wasser und seine Landschaft haben dabei in den Namen vieler Ortschaften ihre Spuren hinterlassen. Hier einige Beispiele:

Graben: Der südliche Ortsteil von Graben-Neudorf ist abgeleitet von den Gräben zur Trockenlegung des Ostrheins. Seit Jahrhunderten wurden die Wasserkanäle von Ost nach West tiefer gelegt und verbreitert, insbesondere rund um die Pfinz und den Saalbach. Seit Tulla mit nachhaltigem Erfolg, weil es nun durch den tieferliegenden Rhein mehr Gefälle für den Abfluss gibt. Die zahlreichen Gräben wurden namensgebend für Graben.

Bruchsal-Stegwiesen: Die Stegwiesen konnten als Teil des Ostrheins nur mit Hilfe eines Stegs überquert werden. Dieser Steg wurde namensgebend.

Weiher: Der Name geht auf eine Wasserfläche (Weiler) im Ostrhein zurück.

Langenbrücken: Benannt nach einer langen Brücke über den Ostrhein. Ein Tal-Ausgang aus der Rheinebene nach Mingolsheim.

Kronau, Kießlau und Wersau (bei Reilingen): Alle drei Namen tragen die Silbe Au in sich. Au steht dabei für eine feuchte Niederung. Sie liegen allesamt am Ufer des Ostrheins.

Neudorf und Neulußheim: Beide Ortschaften tragen die Silbe "Neu" in sich. Voraussetzung für die erfolgreichen Gründungen war die fortschreitende und erfolgreiche Trockenlegung der heutigen Gemarkungsflächen.

Wagbach (namensgebend für Waghäusel): Dem Namen nach handelt es sich um einen im Gleichgewicht (Waage) befindlichen Bach, also ohne Wasserschwankungen. Dazu passt, dass er seine Quelle im Lußhardtwald hat (genauer: hatte), also offensichtlich kein Hochwasser aus dem Kraichgau oder dem Ostrhein erhielt.