Lach, Loch und der Ostrhein: Was hat dies alles mit Kirrlach oder Kirloch (1234) zu tun?

 




Im Althochdeutschen steht „Ker“ für „Wendung, Biegung, Wegbiegung; Wegscheide“
(http://awb.saw-leipzig.de/).

Der früher von Lachen umgegebene Hoch- und Fixpunkt beim Friedhof (Bild)
ist vermutlich der erste Kirrlacher „Verkehrsknoten“. Er verband drei Ziele:
St. Leon, (Alt)Lußheim und das Hegerfeld (Endpunkt des Weges?).

Aus Kirrlacher Sicht ist es eine Wegescheide, aus dem Blickwinkel von
Altlußheim oder St. Leon war es eine Wendung.


Ist diese „Ker“ namensgebend für Kirrlach?

(Foto: Liebl)
 

 


(http://awb.saw-leipzig.de/).


Die Deutschen mögen es, Wörter zusammenzusetzen. Bei manchen ist die Bedeutung auf Anhieb klar, bei anderen nicht. Das Ganze gilt oft auch für Ortschaftsnamen. Kirrlach besteht aus zwei Silben. Viel wurde über deren Bedeutung schon spekuliert. Zwei Varianten hatten sich in der Vergangenheit durchgesetzt. Dabei wurde wahrscheinlich nur wenig zwischen dem unterschieden, was mit guten Gründen als gesichert gelten kann, und dem, was allenfalls Möglichkeit und Hypothese ist:

  • Kirch-Wald: Wald, der sich im Eigentum der Kirche befindet.
  • Kirche-im-Wald: Eine Kirche, die sich im Wald befindet.

Der Vorsitzende des Heimatvereins ist nach langjähriger Auswertung des digitalen Geländemodells, der Google-Luftbilder, der historischen Gewann- und Wegekarten sowie alter Grenzkarten und der Hochwassergefahrenkarten sicher, dass man eine dritte Variante in Betracht ziehen sollte. Demnach wäre "Kerrloch", so wie der Ortsname noch heute im Dialekt ausgesprochen wird, im wahrsten Sinne des Wortes wörtlich zu nehmen: "Ker" wäre die im Mittelalter übliche Verkürzung der Wegekehre und "Loch" (genau so wie "Lach") eine feuchte sumpfige Stelle (auch Wasserloch oder Wasserlach). Somit wäre "Kerrloch" die Bezeichnung eines markanten Wegepunktes im Gelände.

Bei dem Weg handelt es sich um die kürzeste, fast durchgängige trockene Verbindung zwischen Altlußheim und St. Leon als Teil einer Fernroute von Speyer bis nach Sinsheim und weiter Richtung Bad Wimpfen. Sozusagen der Vorvorgänger der heutigen A6/A61, bzw. der Vorgänger der B39. Lediglich zwei Furten waren zu passieren, beide nördlich von Kirrlach: Die Todtlache (Duttlacher Graben) im Bereich der heutigen Gabel und den Unterlauf der Schleußlach (heute Gießgraben und Kriegbach) im Bereich der Grillhütte/Inselbrücke.

Kirrlach liegt auf einer Niederterrasse im Oberrheingraben. Vor der so wichtigen Wasserregulierung (Duttlacher Graben, Heugraben, Gießgraben, Kriegbach, aber auch Kraichbach, Pfinz und Saalbach; wahrscheinlich schon seit der Römerzeit bis zum neuen Kriegbachpolder in den 1990er Jahren) waren der Reilinger Durchbruch (Lußhardt nördlich von Kirrlach bis zur Kraich) und das Gebiet zwischen Schleußlach und Todtlach für Fuhrwerke faktisch unpassierbares Gelände.