Im Althochdeutschen steht „Ker“ für „Wendung, Biegung, Wegbiegung;
Wegscheide“
(http://awb.saw-leipzig.de/).
Der früher von Lachen umgegebene Hoch- und Fixpunkt beim Friedhof
(Bild)
ist vermutlich der erste Kirrlacher „Verkehrsknoten“. Er verband drei
Ziele:
St. Leon, (Alt)Lußheim und das Hegerfeld (Endpunkt des Weges?).
Aus Kirrlacher Sicht ist es eine Wegescheide, aus dem Blickwinkel von
Altlußheim oder St. Leon war es eine Wendung.
Ist diese „Ker“ namensgebend für Kirrlach?
(Foto: Liebl)
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(http://awb.saw-leipzig.de/).
Die Deutschen mögen es, Wörter zusammenzusetzen. Bei manchen ist die
Bedeutung auf Anhieb klar, bei anderen nicht. Das Ganze gilt oft auch
für Ortschaftsnamen. Kirrlach besteht aus zwei Silben. Viel
wurde über deren Bedeutung schon spekuliert. Zwei Varianten hatten
sich in der Vergangenheit durchgesetzt. Dabei wurde wahrscheinlich nur
wenig zwischen dem unterschieden, was mit guten Gründen als gesichert
gelten kann, und dem, was allenfalls Möglichkeit und Hypothese ist:
- Kirch-Wald: Wald, der sich im Eigentum der Kirche
befindet.
- Kirche-im-Wald: Eine Kirche, die sich im Wald befindet.
Der Vorsitzende des Heimatvereins ist nach langjähriger Auswertung
des digitalen Geländemodells, der Google-Luftbilder, der historischen
Gewann- und Wegekarten sowie alter Grenzkarten und der
Hochwassergefahrenkarten sicher, dass man eine dritte Variante in
Betracht ziehen sollte. Demnach wäre "Kerrloch", so wie der Ortsname
noch heute im Dialekt ausgesprochen wird, im wahrsten Sinne des Wortes
wörtlich zu nehmen: "Ker" wäre die im Mittelalter übliche
Verkürzung der Wegekehre und "Loch" (genau so wie "Lach")
eine feuchte sumpfige Stelle (auch Wasserloch oder Wasserlach).
Somit wäre "Kerrloch" die Bezeichnung eines markanten Wegepunktes
im Gelände.
Bei dem Weg handelt es sich um die kürzeste, fast durchgängige
trockene Verbindung zwischen Altlußheim und St. Leon als Teil einer
Fernroute von Speyer bis nach Sinsheim und weiter Richtung Bad
Wimpfen. Sozusagen der Vorvorgänger der heutigen A6/A61, bzw. der
Vorgänger der B39. Lediglich zwei Furten waren zu passieren, beide
nördlich von Kirrlach: Die Todtlache (Duttlacher Graben) im Bereich
der heutigen Gabel und den Unterlauf der Schleußlach (heute Gießgraben und
Kriegbach) im Bereich der Grillhütte/Inselbrücke.
Kirrlach liegt auf einer Niederterrasse im Oberrheingraben. Vor der
so wichtigen Wasserregulierung (Duttlacher Graben, Heugraben,
Gießgraben, Kriegbach, aber auch Kraichbach, Pfinz und Saalbach;
wahrscheinlich schon seit der Römerzeit bis zum neuen Kriegbachpolder
in den 1990er Jahren) waren
der Reilinger Durchbruch (Lußhardt nördlich von Kirrlach bis zur
Kraich) und das Gebiet zwischen Schleußlach und Todtlach für Fuhrwerke faktisch
unpassierbares Gelände.
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