Rückfragen (3. Fortsetzung)

(Mitteilungsblatt vom 07. Mai 2021)



Diese über 200 Jahre alte Karte von St. Leon ist sehr aufschlussreich (Komplettbild der Karte folgt nächste Woche). Die Hauptstraße nach Kirrlach (im Bild links unten) ist die heutige Häuserstraße, die damals nach Kirrlach führte. Sie ist ein Parallelweg zur heutigen Kirrlacher Straße in St. Leon, die es damals noch nicht gab. In Kirrlach gab es auch noch nicht die St. Leoner Straße. Diese wurde erst ab ca. 1860 ausgebaut. Die heutige Verbindungsstraße zwischen Kirrlach und St. Leon lag damals einfach zu tief (... und damit im Nassen ...)
Foto: Archiv Liebl

 

  • Es gibt doch mehr als nur eine Wegescheide in Kirrlach. Woher will man wissen, welches die älteste Wegescheide (... bzw. Wegekehre ...) ist?

Es ist völlig korrekt, dass es mehr als nur eine Wegescheide im Kirrlacher Feldwegenetz gibt. Man kann aber davon ausgehen, dass alle Wege, die durch größere oder tiefere Senken verlaufen, neuern Datums sind, weil sie in der frühen Besiedlungsphase schlicht mehr oder weniger oft im Wasser standen. Mit anderen Worten: Die höchstgelegene Wegescheide mit den höchstgelegenen Verbindungswegen sollte mit größter Wahrscheinlichkeit auch die älteste Wegekehre sein.

  • Wieso gibt es eigentlich mehrere fast parallele Wege mit Wegescheiden, insbesondere im Norden von Kirrlach?

Es war in der frühen Besiedlungsgeschichte durchaus üblich, dass man auf Parallelwege angewiesen war, die oft nur 100 oder 200 m entfernt entstanden. Vor allem, weil die Fuhrwerke und Kutschen auf dem meist unbefestigten Untergrund der Wege einsinken konnten, insbesondere nach Regenfällen oder nach regem Gebrauch eines Streckenabschnittes. Auch hier gilt: Der jeweils höchste Weg dürfte mit größter Wahrscheinlichkeit der älteste Weg sein, weil er zuerst wieder trocken war, während tiefer gelegene Wege wohl erst im Laufe der gezielten Entwässerung und Trockenlegung regelmäßig und dauerhaft nutzbar wurden.

  • Warum soll der kürzeste Weg zwischen Altlußheim und St. Leon einen solch extremen Haken haben?

Das Gelände wurde nicht von menschenhand geschaffen, sondern zunächst ausschließlich von der Natur. Und die hat sich für diesen "Haken" entschieden, der als Querungshilfe durch die Niederterrasse im Rheingraben nicht gebaut werden musste, sondern einfach da war.

  • Wieso hören viele alte Wege im Wald heute einfach auf?

Das hat viele Gründe. Ein wesentlicher Umstand ist das fürstbischöfliche Richtwegesystem im Lußhardt, welches vor 300 Jahren angelegt wurde. Fürstbischof Schönborn verbot bei Strafe auch die Nutzung alter Waldwege.