Heimatwissenschaftliche Zusammenfassung der Auswertung des Digitalen Geländemodells

(Mitteilungsblatt vom 29. Mai 2021)



Das heutige „trockene Kirrlach ist erst nach rund 1.000 Jahren Wasserregulierung entstanden. Die Bäche des Schwarzwaldes und des Kraichgaus erreichten den Rhein früher meist nicht direkt. Der Ausschnitt der Skizze zeigt die vermuteten Überläufe zwischen Rhein und Ostrinne („Randfluss“ bzw. „Kinzig-Murg-Rinne) sowie Schwemmfächer der größeren östlichen Zuflüsse (nach Blum 1989 und Fezer 1974)
Foto: Archiv Liebl

 

Die Auswertung des digitalen Geländemodells ergab für die Kirrlacher Heimatforscher viele neue Ansatzpunkte und Thesen:

  1. Kirrlach liegt im Zentrum einer ausgedehnten (heute trockengelegten Wasser-)Lachenlandschaft.
     
  2. Die meisten Lachen sind Senken in einer ausgedehnten Sanddünenlandschaft auf der Ostseite des Rheingrabens. Die Höhen der Dünen nehmen zum Grabenrand der Rheinebene hin zu (z. B. Richtung Kronau), in Richtung Rhein nehmen sie ab. Die Dünenhöhe nimmt auch in nördliche Richtung zu (z. B. Häuserberg in St. Leon).
     
  3. Zwei Lachen haben einen gänzlich anderen Charakter. Sie sind durch Absenkungen im Rheingraben entstanden und haben eine Länge über mehrere Kilometer: Die Schleußlach und die Todtlache. Die Todtlache ist heute zum Duttlacher Graben (auch abfällig als „Stinkbach" bezeichnet) ausgebaut. Die Schleußlach ist im Oberlauf heute trocken gefallen. Der Unterlauf wurde zum Kriegbach ausgebaut.
     
  4. Im Norden von Kirrlach schließt sich der Reilinger Durchbruch an, der mehrere völlig waagrechte und sinusförmige kilometerlange Lachen mit Periodenlängen von mehreren 100 m aufweist. Die Enstehung dieser sinsuförmigen Lachen hat einen ganz anderen Charakter: Daher der Name Reilinger Durchbruch.
     
  5. Die frühe Besiedlung der Kirrlacher Gemarkung ist geprägt vom Weg des Wassers von der Kinzig-Murg-Rinne zum Rhein, insbesondere im Bereich des Süd-Nord-Gefälles des Oberrheingrabens zwischen Bruchsal-Stegwiesen und Hockenheim-Talhaus/Ketsch.
     
  6. Kriegbach, Gießgraben, Heugraben und der Duttlacher Graben sind erst durch massive menschliche Eingriffe zu den uns heute so vertrauten Bachläufen geworden.
     
  7. Beim Wasser, welches die Lachen rund um Kirrlach bewässerte, sind zwei Arten zu unterscheiden:
  • Regenwasser, insbesondere auch lokale Hochwässer nach Starkregen und Gewittern im Einzugsgebiet der Kraichgaubäche.
     
  • Grundwasseraustritte, hervorgerufen durch Infiltration des Oberflächenwassers in den Lußhardt und Wiederaustritt an etwas tiefergelegenen Stellen.