Die alte Eiche

(Mitteilungsblatt vom 18. Juni 2021)



Zum Bericht in den BNN bezüglich dem Erlenteich und dem Rumpf der alten Eiche beim Teich
erreichte uns das beigefügte Gedicht. Das Foto zeigt den Vorsitzenden Roland Liebl im
Frühjahr 2021 beim Rumpf der Eiche.

Foto: Thomas Wirth
 

 

Die alte Eiche

Lass dich grüßen, graue Eiche;
guter Freund aus alter Zeit.
Teiltest schon im Kaiserreiche
Menschenfreude, Menschenleid.

Träumst du noch von Jugendtagen,
als noch Waldeseinsamkeit,
Wandrerlied und Brennholzschlagen
Zeugen einer andern Zeit?

Hörtest du nur frohe Lieder
in der „Guten alten Zeit“?
Schafft nicht vielmehr immer wieder
jede Zeit ihr eignes Leid?

Du hast in den vielen Jahren
Feuer, Eis und Sturm durchlebt.
Angesichts all der Gefahren
sicher auch gewankt, gebebt.

Hier die breit vernarbte Wunde,
zeugt von Blitzes Urgewalt
und gibt sehr beredt auch Kunde
von dem Lebenskampf im Wald.

Heute streckst du dürre Äste
starr wie tote Finger aus
und mahnst so mit stummer Geste:
Söhnt mit der Natur euch aus!

Aber noch erscheinst du allen
als Symbol von Kraft und Zeit.
Wenn auch unten Äste fallen,
– oben spannt dein Dach sich weit!

Wieder haben Frühlingsküsse
winterstarren Tod besiegt.
Über Narben, Wunden, Risse
neue Kraft des Lebens fliegt.

Deine Arme reckst du mächtig
immer noch nach allen Seiten.
Und so schirmst du stolz und prächtig
andere, – trotz eigner Leiden.

Musst Insekten Wohnung geben,
bietest vielen Vögeln Schutz,
hilfst den Spechten überleben,
sammelst knirschend Umweltschmutz.

Stellvertretend lass mich bitten:
Kannst du jenen wohl vergeben,
die in dich ein Herz geschnitten,
für ihr Hoffen – Dir ins Leben?

Über all die lange Zeit
zeigst du treu nun in der Rinde
Zeichen der Verbundenheit;
Schwüre – noch dem Enkelkinde.

Doch viel mehr bedroh’n dein Leben
Umweltsünden unsrer Zeit.
Hoffnung kann nur Einsicht geben
und Naturverbundenheit.

Ein ‚Leb Wohl‘ dir, grauem Greise!
Herzlich wünsche ich, dass wir
auf dem Rest der Lebensreise
nicht mehr sündigen an dir!

A. Riffel