Altwege in Kirrlach

(Mitteilungsblatt vom 2. Juli 2021)



Der Judenweg (Reilinger Weg) und der Vorderwegscheitelweg (vielleicht der Kirloher Weg?) mit der
Wegekehre beim Friedhof stehen in ihrer Linienführung in einer direkten und sehr engen Beziehung zum
natürlichen Geländeverlauf. Sie unterscheiden sich damit grundsätzlich von allen anderen heutigen
Zufahrtsstraßen (St. Leoner, Kronauer, Bruchsaler, Waghäuseler, Schwetzinger), die sich nicht in die
natürliche Geländesituation einfügen.

Bild: Roland Liebl (Hintergrund: Google-Earth GeoBasis-DE/BKG (c) 2009)
 

 

Nachdem die Auswertung des digitalen Geländemodells in Hinblick auf das Oberflächenwasser rund um Kirrlach viele neue Detailkenntnisse für den Heimatforscher offenbarte, soll heute nochmal ein kurzer Rückblick auf das Wegesystem im Mittelpunkt stehen. Er ist teilweise wörtlich aus der aktuellen Broschüre des Nachrichtenblatts der Landesdenkmalpflege (Heft 2/2021) entnommen: Es ist nicht ohne Faszination, sich mit den Resten oft weit in die Geschichte zurückreichender alter Verkehrswege zu beschäftigen, - gleichgültig ob diese noch eindrucksvoll erhalten oder als nur noch spärliche Überbleibsel im Gelände zu finden sind. Manchmal lassen sich solche Altwege noch über lange Strecken verfolgen und tragen besondere Namen, die uns neugierig machen, wie: Alte Straße, Römerstraße, Judenweg und ähnliche. Oft sind sie aber auch namenlos und längst in Vergessenheit geraten. Reizvoll ist auch, sich vor Augen zu führen, was sich auf diesen Straßen alles abgespielt hat, wer dort unterwegs war, zu welchem Zweck, wohin und mit welchen Fortbewegungsmitteln?

Linienführung alter Wege:

  • Alte Straßen gingen früher in ihren Linienführungen eine ganz enge Beziehung zum Gelände ein. Sie unterscheiden sich dadurch von heutigen modernen Straßen, die durch die technischen Möglichkeiten der Geländeveränderungen mittels Großbaumaschinen kaum mehr an vorgegebene Geländesituationen gebunden sind.
     
  • Die Linienführung und der Ausbau der Wege hängen auch stark von der Art der Fortbewegung und den verwendeten Fortbewegungsmitteln ab: Werden die Wege von Fußgängern benutzt, werden Tragtiere mitgeführt, Saumverkehr oder wird geritten, werden für den Warentransport einachsige Karren oder zweiachsige Wagen eingesetzt?
     
  • Wenn möglich, wurden die Altwegtrassen auf Geländerücken gelegt, weil dort im Allgemeinen trockenere Verhältnisse herrschen als in Senken.
     
  • Funktional gesehen können Altwege Fernwege sein, Nachbarschaftswege, die Siedlungen miteinander verbinden oder lokale landwirtschaftliche Wege.