Sommerzeit ist Radfahrzeit

(Mitteilungsblatt vom 16., 23. und 30. Juli, sowie dem 6. und 13. August 2021)



Sumpfige und nasse Stellen, der Schlüssel zum Verständnis der Entwicklung von Kirrlach. Wer heute über 55 bis 60 Jahre alt ist und als Kind beim Erlenteich, dem Faulen See oder dem Zigeunerwäldchen war, der wird mehr als einmal schon weit vor dem Ziel überraschend im Boden an sumpfigen Stellen eingesunken sein und seine Tour mit nassen Socken abgeschlossen haben. Heute sind fast alle sumpfigen Stellen durch gezielte und großflächige Trockenlegung rund um Kirrlach verschwunden. Noch vor wenigen Jahrhunderten waren diese sumpfigen Stellen sehr viel ausgedehnter... (Foto: Liebl)


Wasserlachen mit Kaulquappen waren vor wenigen Jahrzehnten noch die Regel. Gelbbauchunken, Knoblauch- und Wechselkröten stehen alle drei auf der Roten Liste der vom Aussterben bedrohten Tierarten. Sie waren bei uns heimisch. Und die älteren Bewohner erinnern sich noch gut an die gefüllten Lachen an den Feldwegen. Die Kaulquappen dieser Amphibienarten befinden sich immer in einem Wettlauf mit der Zeit, sie müssen sich ja fertig entwickeln, bevor ihr Laichgewässer wieder austrocknet. (Foto: Pixabay)
 

 

Der Heimatverein hat in den letzten Monaten viele spannende Themen aufgearbeitet, insbesondere alte Wege, Gräben, Lachen, Teiche und Seen. Sie gehören zum Verständnis der Kirrlacher Geschichte nicht nur dazu, sondern sie sind sogar das Fundament. Sie bildeten den Rahmen für die Entwicklung der gesamten Region rund um Kirrlach. Diese Randbedingungen haben überall ihre Spuren hinterlassen und können je nach Interessenlage gezielt angefahren werden. Manche wirken bis heute. Beispiel: Warum erfahren wir so wenig aus Reilingen oder St. Leon? Warum gab es vor nicht allzu langer Zeit in Reilingen keine Kirrlacher Straße und in Kirrlach keine Reilinger Straße? Warum entstanden erst vor sehr kurzer Zeit Straßen zwischen Reilingen und St. Leon? Das hat nicht nur damit zu tun, dass sich hier verschiedene Landkreise und Religionsgrenzen trafen, die zu einer Abschottung führten. Vielmehr ist es umgekehrt: Die Kreis- und Religionsgrenzen hängen mit diesen Randbedingungen ganz eng zusammen. Sie sind nicht Ursache, sondern Ergebnis! Die natürlichen Barrieren haben sich manifestiert.

Wir haben Ihr Interesse geweckt? Dann kontaktieren Sie uns einfach per E-Mail (Roland.Liebl@gmx.de) oder per Telefon (60981, AB).

Gerne radeln wir markante Punkte an, die Sie besonders interessieren. Vielleicht haben Sie auch Fragen oder Hinweise, die zum persönlichen Verständnis unserer Rechercheergebnisse beitragen. Vielleicht entwicklen sich diese auch weiter. Wir freuen uns über jede Form der Beteiligung: Ab Mitte August wollen wir donnerstags um 18.00 Uhr gezielt kleine Radtouren anbieten, sofern das Wetter mitspielt und Interessenten sich melden. Wegen der aktuellen Corona-Auflagen müssen wir allerdings bis auf Weiteres noch auf eine Voranmeldung bestehen. Bei schlechtem Wetter wird alles jeweils um eine Woche verschoben.


Wie viele Minuten hätte der Kriegbachdamm nördlich von Kirrlach noch gehalten? Was würde bei einem äußerst extremen Starkregen wohl passieren? In welchen Senken (Lachen) würde sich das Wasser im Ortskern von Kirrlach sammeln? Sind wir vorbereitet? Fragen über Fragen! (Foto: Erhard Schmitteckert)


Als Klein-Venedig wird in Bruchsal eine ehemalige Häuserpartie am Saalbach bezeichnet, die bis zur Zerstörung im Zweiten Weltkrieg am 1. März 1945 an die Wasserstraße in Venedig erinnerte. Vor dem Ausbau des Saalbachs in Richtung Rhein folgte dieses Wasser auch der Kinzig-Murg-Rinne in Richtung Norden, wo es bei Starkregen seinen Weg über einen Überlauf (Creek: Creek ist eine Bezeichnung in der englischen Sprache für kleinere Wasserläufe oder Buchten und ähnliche andere Gewässer- und Talungsformen. Der Begriff fand über die iroschottischen Mönche den Weg in unsere Region; heute vermutlich namensgebend für den Kriegbach, der eigentlich ein Creek war) bis nach Kirrlach fand. (Foto: Roth)