Wie floss das Wasser vor der Anlage des Kriegbachs?

(Mitteilungsblatt vom 8. und 15. Oktober 2021)



Der heutige Kriegbach ist ein Kunstgewässer: "Eigentlich sei der Kriegbach zur Hochwasserentlastung angelegt worden", so formuliert es mehrfach das Regierungspräsidium Karlsruhe als zuständige Wasserbehörde.
Foto: Roland Liebl
 


Selten wurde in der Tagespresse so viel über den Kriegbach berichtet, wie in den letzten Monaten, so Vorsitzender Roland Liebl (Bild): „Der niedrige Wasserstand des Kriegbachs beschäftigt noch immer Behörden und Anlieger. Dies geht aus einer Mitteilung des Regierungspräsidiums Karlsruhe sowie einer Stellungnahme von Waghäusels Oberbürgermeister Walter Heiler (SPD) hervor. Probeweise wird demnach derzeit Wasser vom Kraichbach in den Kriegbach umgeleitet. Dabei behalte man aber den Pegel Ubstadt im Auge, damit der Kraichbach nicht zu wenig Wasser führe, so der Landesbetrieb Gewässer.“ (Zitat: BNN vom 29. September 2021).

Das Digitale Geländemodell erzählt die Geschichte des Wassers in der gesamten Region, so Liebl. Es bestätigt, dass es sich nicht nur beim Kriegbach, sondern auch beim Gießgraben um künstliche Wasserläufe handelt, zumindest in der uns bekannten Form.

Was sind Digitale Geländemodelle?

Ein Digitales Geländemodelle (DGM) beschreibt die Geländeform der Erdoberfläche durch eine Punktmenge, die in einem regelmäßigen Gitter angeordnet und in Lage und Höhe georeferenziert ist. Die Vermessungsverwaltungen der Länder der Bundesrepublik Deutschland erstellen die DGM heute aus Daten, die durch Laserscanning-Messverfahren gewonnen werden. Das Bundesamt für Kartografie und Geodäsie übernimmt diese Geländemodelle und generiert daraus bundesweit einheitliche DGM in verschiedenen Gitterweiten.

Wie sind die Zusammenhänge?

„Komplex“, um es mit einem Wort zu beschreiben. Der Kriegbach ist ein „Creek“, also eigentlich ein Wasserablauf, der nur bei Hochwasser des Kraichbachs (konkreter: Der Kinzig-Murg-Rinne) Wasser abführte und die natürlichen Creeks nördlich und südlich des heutigen Schneidmühlwehrs entlastete. Diese Entlastung und Regulierung war für alle Gemeinden im natürlichen Überschwemmungsbereich wichtig, um die Landwirtschaft entwickeln zu können. Zuvor prägten viele Lachen den Lauf des Wassers rund um Kirrlach.

Rückfragen aus der Bevölkerung dazu (veröffentlicht am 15. Oktober 2021)

(Fortsetzung) Uns erreichten Fragen zur Geschichte des Kriegbachs: Der Kriegbach entsteht aus einer Teilung des Kraichbachs in Ubstadt-Weiher (Ortsteil Stettfeld) nahe der Gemeindegrenze zu Bad Schönborn (Ortsteil Langenbrücken) auf etwa 108 m. Einer Beschreibung der Gewässer im Gebiet von Bruchsal von 1698 zufolge wurde der Kriegbach zum Flößen von Brennholz aus den Wäldern der Lußhardt nach Speyer genutzt. Das Gebiet um den Kriegbach gehörte bis 1803 zum Hochstift Speyer. Zugleich diente der Kriegbach als Entlastung des Kraichbachs bei Hochwasser. Wann die Bachteilung entstand, ist nicht bekannt. Die Verteilung des Wassers auf die beiden Gewässer war seit Jahrhunderten umstritten.

Zuflüsse sind die Schleußlach, der Gießgraben und der Duttlacher Graben. Die Auswertung des digitalen Geländmodells führt zur Annahme, dass die Schleußlach und der Kirrlacher Teil des Duttlacher Grabens (eigentlich die Todtlach) die ursprünglichen und natürlichen Bestandteile der Entwässerung bilden. Sie treffen sich bei der Gabel (im Dialekt Gawwel). Das Wasser floss dann aber nicht wie heute Richtung Westen, sondern nach Norden mitten durch das heutige Neulußheim. Dazu passt die Darstellung in alten Karten, die die Bachläufe dort als vollständiges Kreuz darstellen. Der heutige Abfluss der Gabel dürfte zur Entwässerung künstlich angelegt worden sein. Ob schon zur Römerzeit ist Spekulation. Allerdings gab es genau dort eine römische Siedlung mit Friedhof.