Selten wurde in der Tagespresse so viel über den Kriegbach berichtet,
wie in den letzten Monaten, so Vorsitzender Roland Liebl (Bild): „Der
niedrige Wasserstand des Kriegbachs beschäftigt noch immer Behörden
und Anlieger. Dies geht aus einer Mitteilung des Regierungspräsidiums
Karlsruhe sowie einer Stellungnahme von Waghäusels Oberbürgermeister
Walter Heiler (SPD) hervor. Probeweise wird demnach derzeit Wasser vom
Kraichbach in den Kriegbach umgeleitet. Dabei behalte man aber den
Pegel Ubstadt im Auge, damit der Kraichbach nicht zu wenig Wasser
führe, so der Landesbetrieb Gewässer.“ (Zitat: BNN vom 29. September
2021).
Das Digitale Geländemodell erzählt die Geschichte des Wassers in
der gesamten Region, so Liebl. Es bestätigt, dass es sich nicht nur
beim Kriegbach, sondern auch beim Gießgraben um künstliche Wasserläufe
handelt, zumindest in der uns bekannten Form.
Was sind Digitale Geländemodelle?
Ein Digitales Geländemodelle (DGM) beschreibt die Geländeform der
Erdoberfläche durch eine Punktmenge, die in einem regelmäßigen Gitter
angeordnet und in Lage und Höhe georeferenziert ist. Die
Vermessungsverwaltungen der Länder der Bundesrepublik Deutschland
erstellen die DGM heute aus Daten, die durch
Laserscanning-Messverfahren gewonnen werden. Das Bundesamt für
Kartografie und Geodäsie übernimmt diese Geländemodelle und generiert
daraus bundesweit einheitliche DGM in verschiedenen Gitterweiten.
Wie sind die Zusammenhänge?
„Komplex“, um es mit einem Wort zu beschreiben. Der Kriegbach ist
ein „Creek“, also eigentlich ein Wasserablauf, der nur bei Hochwasser
des Kraichbachs (konkreter: Der Kinzig-Murg-Rinne) Wasser abführte und
die natürlichen Creeks nördlich und südlich des heutigen
Schneidmühlwehrs entlastete. Diese Entlastung und Regulierung war für
alle Gemeinden im natürlichen Überschwemmungsbereich wichtig, um die
Landwirtschaft entwickeln zu können. Zuvor prägten viele Lachen den
Lauf des Wassers rund um Kirrlach.
Rückfragen aus der Bevölkerung dazu (veröffentlicht am 15.
Oktober 2021)
(Fortsetzung) Uns erreichten Fragen zur Geschichte des Kriegbachs:
Der Kriegbach entsteht aus einer Teilung des Kraichbachs in
Ubstadt-Weiher (Ortsteil Stettfeld) nahe der Gemeindegrenze zu Bad
Schönborn (Ortsteil Langenbrücken) auf etwa 108 m. Einer Beschreibung
der Gewässer im Gebiet von Bruchsal von 1698 zufolge wurde der
Kriegbach zum Flößen von Brennholz aus den Wäldern der Lußhardt nach
Speyer genutzt. Das Gebiet um den Kriegbach gehörte bis 1803 zum
Hochstift Speyer. Zugleich diente der Kriegbach als Entlastung des
Kraichbachs bei Hochwasser. Wann die Bachteilung entstand, ist nicht
bekannt. Die Verteilung des Wassers auf die beiden Gewässer war seit
Jahrhunderten umstritten.
Zuflüsse sind die Schleußlach, der Gießgraben und der Duttlacher
Graben. Die Auswertung des digitalen Geländmodells führt zur Annahme,
dass die Schleußlach und der Kirrlacher Teil des Duttlacher Grabens
(eigentlich die Todtlach) die ursprünglichen und natürlichen
Bestandteile der Entwässerung bilden. Sie treffen sich bei der Gabel
(im Dialekt Gawwel). Das Wasser floss dann aber nicht wie heute
Richtung Westen, sondern nach Norden mitten durch das heutige
Neulußheim. Dazu passt die Darstellung in alten Karten, die die
Bachläufe dort als vollständiges Kreuz darstellen. Der heutige Abfluss
der Gabel dürfte zur Entwässerung künstlich angelegt worden sein. Ob
schon zur Römerzeit ist Spekulation. Allerdings gab es genau dort eine
römische Siedlung mit Friedhof.
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