Wohin kommen die beiden neuen Gütergleise der Bahn zur Verbindung von Mannheim und Karlsruhe?

Hauptverkehrswege im Wandel der Zeit

(Mitteilungsblatt vom 22. Oktober 2021)



Das Bild zeigt den Haltepunkt Kirrlach im Jahr 1941. Damals noch mit Schrankenanlage für die Kreuzung mit der L555 beim Kirrlacher Tor der Eremitage. Elektrifiziert wurde dieser Teil der Rheinbahn erst in den 1950-er Jahren. Der Haltepunkt Kirrlach wurde in den 1970-er Jahren stillgelegt.
Bild: Archiv Roland Liebl

 

Historisch betrachtet, war die Region rund um Kirrlach von Ost-West-Fernwegen geprägt, die das Rheintal durchquerten. Altlußheim, mit seinem hochwassersicheren Geländesporn, war neben Speyer als Fährquerung für den Rhein ein wichtiger Kristalisationspunkt, wobei Speyer dominant wurde. Ins Kraichgau waren zwei Talausgänge aus dem breiten Rheintal von der Natur besonders begünstigt, weil dort das natürliche Gelände auf dem Weg in den Kraichgau nur bis maximal 8 % Steigung hatte: Heidelsheim (Bruchsal) und Wiesloch. Alle dazwischenliegenden Talausgänge wurden vom frühen (Fern-)Handel gemieden, weil mindestens 12 % Steigung zu bewältigen waren. Nord-Süd spielte innerhalb der Rheinebene für den Fernhandel nur eine untergeordnete Rolle. Man wich lieber auf den trockenen Talrand aus (heutige B3).

Das Ganze änderte sich mit dem technischen Fortschritt und der großen Politik, welche auch neue Grenzen zog. Die Badische Hauptbahn wurde ab 1840 von Mannheim über Heidelberg nach Karlsruhe und von dort aus weiter bis 1855 nach Basel und später bis nach Konstanz gebaut. Der Bau der Strecke von Mannheim über Schwetzingen, Waghäusel (siehe Bild) und Graben-Neudorf Richtung Karlsruhe folgte bis 1870.

Jetzt steht das nächste Großprojekt der Bahn an: Mannheim und Karlsruhe sind wichtige Knotenpunkte des europäischen Bahnverkehrs. Am 8. Oktober 2021 wurden die Planentwürfe zum Bau von zwei zusätzlichen Bahngleisen zwischen Karlsruhe und Mannheim öffentlich vorgestellt. Konkret ist aktuell schon so viel: Wenn man den Rhein nicht zweimal queren will, dann kreuzen alle fünf verbliebenen Planungsrouten die Landstraße L555 zwischen Oberhausen und Kronau! Eine Variante würde dabei von St. Leon nach Kirrlach kommend die Landstraße nach Kronau ortsnah queren (Bild folgt). Tangiert würde bei dieser Planvariante der Bereich Kriegbach/Gießgraben/Kirrlacher Vogelpark, also der östliche Rand von Kirrlach.