Das Foto zeigt zwei der ältesten Kirrlacher Gebäude: Im Kern
das ehemalige Kapuzinerhaus in der heutigen Unterdorfstraße,
Wohnstätte der 1690 aus Waghäusel vertriebenen Kapuziner, Haus des
Simon Fischer aus Philippsburg, der den Brüdern sein Kirrlacher Haus
1693 überließ und nach seinem Tod 1694 vermachte. Daneben das frühere
Gasthaus Schwanen, heute die Altdeutsche Weinstube. Zufällig wurde der
Nistplatz für Störche in der heutigen Unterdorfstraße 13 mit
fotografiert (roter Pfeil im Bild).
Es ist noch gar nicht so lange her, da gab es auch in Kirrlach noch
regelmäßig Störche. Das Bild stammt aus der Zeit vor der
Elektrifizierung, ist also gut 100 Jahr alt. Ungesicherte
Spannungsleitungen wurden ab den 1920er Jahren oft zur Todesfalle
durch Stromschlag. So begann die Dezimierung der Störche. Auch wenn im
Volksglauben Frösche die wichtigste Nahrung eines Weißstorchs zu sein
scheinen, bilden sie in Wahrheit nur einen kleinen Teil der Nahrung.
Den größeren Anteil bilden Fische, Kaulquappen, Schlangen, Eidechsen,
Wühlmäuse, Maulwürfe und Hamster sowie große Insekten. Eigentlich gab
es fast alles in der ausgedehnten Lachenlandschaft rund um Kirrlach.
Pestizide in der Landwirtschaft, insbesondere ab den 1950er Jahren,
griffen massiv in die Nahrungskette der Störche ein und beschleunigten
das Verschwinden der Störche in der gesamten Region. Der Aufbau der
Kanalisation in Kirrlach sowie die weitere Kanalisierung der Bäche
(Kriegbach, Duttlacher Graben), beschleunigten das Verschwinden der (Wasser)Lachen
rund um Kirrlach. So findet man heute beim Spaziergang rund um
Kirrlach kaum noch Kaulquappen oder Schlangen. Auch die Eidechsen sind
auf dem Rückzug. Eine Rückkehr des Storchs nach Kirrlach ist daher
aktuell nicht zu erwarten.
Haben Sie noch Erinnerungen oder Fotos zu den letzten Kirrlacher
Störchen?
Wenn ja, dann melden Sie sich bitte bei uns (Tel. 60981;
Roland.Liebl@gmx.de). Besten Dank bereits im Voraus.
(Fortsetzung)
Erste Rückmeldungen zu unserem Aufruf aus der Vorwoche sind inzwischen
eingetroffen. Allerdings nur spärlich, was letztendlich damit zu tun
hat, dass das Verschwinden der Störche in der Region mit dem
Fortschritt der Industrialisierung in direktem Zusammenhang steht. Auf
Postkarten und Bildern rund um die Zuckerfabrik fehlen die
Storchennester schon seit gut 100 Jahren. Bei gezeichneten Postkarten
(Bild) ist dies verständlich, weil die Künstler das Bauwerk selbst
darstellen wollten. Bei echten Fotos sieht es anders aus. Da wurde
zwar auch schon damals retuschiert, aber der Aufwand dafür war viel
größer. Deswegen wurde es nur selten praktiziert. Für Waghäusel
exisitieren rund um die Zuckerfabrik viele Aufnahmen auch aus der Zeit
von vor gut 100 Jahren. Auf keinem ist ein Storchennest zu sehen.
Insofern wird es für die exakte Terminierung des Verschwindens der
Störche aus Kirrlach um so wichtiger, noch etwaige Fotos mit Nestern
(verg. Mitteilungsblatt der Vorwoche) zu finden, bzw. auch historische
Tagebucheinträge oder persönliche Aufzeichnungen mit entsprechenden
Notizen. Wir freuen uns über jede Rückmeldung. Telefon: 60981, Mail:
Roland.Liebl@gmx.de
Besten Dank bereits im Voraus. |