Gesucht: Bilder und Zeitzeugen zu den letzten Kirrlacher Störchen

(Mitteilungsblatt vom 21. und 28. Januar 2022)



Der rote Pfeil zeigt auf einen Nistplatz für Störche.
Foto: Archiv Anton Blüm
 

 

Das Foto zeigt zwei der ältesten Kirrlacher Gebäude: Im Kern das ehemalige Kapuzinerhaus in der heutigen Unterdorfstraße, Wohnstätte der 1690 aus Waghäusel vertriebenen Kapuziner, Haus des Simon Fischer aus Philippsburg, der den Brüdern sein Kirrlacher Haus 1693 überließ und nach seinem Tod 1694 vermachte. Daneben das frühere Gasthaus Schwanen, heute die Altdeutsche Weinstube. Zufällig wurde der Nistplatz für Störche in der heutigen Unterdorfstraße 13 mit fotografiert (roter Pfeil im Bild).

Es ist noch gar nicht so lange her, da gab es auch in Kirrlach noch regelmäßig Störche. Das Bild stammt aus der Zeit vor der Elektrifizierung, ist also gut 100 Jahr alt. Ungesicherte Spannungsleitungen wurden ab den 1920er Jahren oft zur Todesfalle durch Stromschlag. So begann die Dezimierung der Störche. Auch wenn im Volksglauben Frösche die wichtigste Nahrung eines Weißstorchs zu sein scheinen, bilden sie in Wahrheit nur einen kleinen Teil der Nahrung. Den größeren Anteil bilden Fische, Kaulquappen, Schlangen, Eidechsen, Wühlmäuse, Maulwürfe und Hamster sowie große Insekten. Eigentlich gab es fast alles in der ausgedehnten Lachenlandschaft rund um Kirrlach. Pestizide in der Landwirtschaft, insbesondere ab den 1950er Jahren, griffen massiv in die Nahrungskette der Störche ein und beschleunigten das Verschwinden der Störche in der gesamten Region. Der Aufbau der Kanalisation in Kirrlach sowie die weitere Kanalisierung der Bäche (Kriegbach, Duttlacher Graben), beschleunigten das Verschwinden der (Wasser)Lachen rund um Kirrlach. So findet man heute beim Spaziergang rund um Kirrlach kaum noch Kaulquappen oder Schlangen. Auch die Eidechsen sind auf dem Rückzug. Eine Rückkehr des Storchs nach Kirrlach ist daher aktuell nicht zu erwarten.

Haben Sie noch Erinnerungen oder Fotos zu den letzten Kirrlacher Störchen?

Wenn ja, dann melden Sie sich bitte bei uns (Tel. 60981; Roland.Liebl@gmx.de). Besten Dank bereits im Voraus.

(Fortsetzung) Erste Rückmeldungen zu unserem Aufruf aus der Vorwoche sind inzwischen eingetroffen. Allerdings nur spärlich, was letztendlich damit zu tun hat, dass das Verschwinden der Störche in der Region mit dem Fortschritt der Industrialisierung in direktem Zusammenhang steht. Auf Postkarten und Bildern rund um die Zuckerfabrik fehlen die Storchennester schon seit gut 100 Jahren. Bei gezeichneten Postkarten (Bild) ist dies verständlich, weil die Künstler das Bauwerk selbst darstellen wollten. Bei echten Fotos sieht es anders aus. Da wurde zwar auch schon damals retuschiert, aber der Aufwand dafür war viel größer. Deswegen wurde es nur selten praktiziert. Für Waghäusel exisitieren rund um die Zuckerfabrik viele Aufnahmen auch aus der Zeit von vor gut 100 Jahren. Auf keinem ist ein Storchennest zu sehen.

Insofern wird es für die exakte Terminierung des Verschwindens der Störche aus Kirrlach um so wichtiger, noch etwaige Fotos mit Nestern (verg. Mitteilungsblatt der Vorwoche) zu finden, bzw. auch historische Tagebucheinträge oder persönliche Aufzeichnungen mit entsprechenden Notizen. Wir freuen uns über jede Rückmeldung. Telefon: 60981, Mail: Roland.Liebl@gmx.de

Besten Dank bereits im Voraus.