An der 1815 errichteten Fieberkapelle am Friedhof Rheinhausen
lehnt eine Sandsteinstele mit der Markierung des Hochwasserstandes vom
April und November 1824 (Bild). Damals war es sogar möglich, von hier
aus die Stadt Speyer per Boot zu erreichen. Am 6. November notierte
ein Pfarrer, wie er um 14.00 Uhr nach Rheinhausen und dort bis zum
Hochaltar der Kirche ruderte, um das Allerheiligste aus dem Tabernakel
zu retten. Wiederum ein Oberhausener Geistlicher schilderte in einem
Taufbucheintrag eindrücklich, wie er bei der nächsten Flutkatastrophe
1831 zum Nachmittagsgottesdienst in Rheinhausen „mit dem Nachen“
anreiste (Rothmeier). Die Gemeinde blieb damals vom von Juni bis
September überschwemmt und verlor durch die Ernteausfälle einen
Großteil ihres Einkommes (Quelle: Denkmalpflege in Baden-Württemberg,
Nr. 4/2021, Seite 273).
Tulla führte im 19. Jahrhundert die Rheinbegradigung durch. Seine
Maßnahmen gaben dem Oberrhein ein völlig neues Aussehen. Von einer
natürlich mäandernden Auenlandschaft aus wurde der Wasserverlauf auf
ein einziges Flussbett von 200–250m eingeengt, begradigt und vertieft,
Dammanlagen gebaut und die Form verstärkt. Dadurch sollten die
Siedlungsflächen vor den häufigen Überflutungen geschützt und neue
Siedlungsflächen gewonnen werden. Weiterhin wollte man die
Schiffbarkeit verbessern und die grassierenden Krankheiten
zurückdrängen (u.a. die Malaria, damals „Sumpffieber“ genannt). Der
Rheinhauser Durchstich des Rheins erfolgte 1843/1844.
Die Auswirkungen der Rheinbegradigung wirken bis Kirrlach. Ein
tieferliegender Rhein war Voraussetzung für ausreichend Gefälle der
Entlastungskanäle nördlich und südlich von Kirrlach, sowie z.B. dem
Ausbau des Saalbachs, um nur ein Beispiel zu benennen. Das
Oberflächenwasser im Lußhardt nimmt seit dem kontinuierlich ab, der
Lochwiesengraben mit Fortsetzung als Gießgraben erhält inzwischen
immer seltener Wasser. Die Schleußlach, der Faule See und der
Erlenteich trocknen aus.
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