Hochwasser des Rheins vor fast 200 Jahren

(Mitteilungsblatt vom 04. März 2022)



Ein Zeugnis der verheerenden Wasserfluten von 1824 lehnt an der Fieberkapelle beim Friedhof in Rheinhausen direkt am Radweg zwischen Oberhausen und Rheinhausen. Vorsitzender Roland Liebl zeigt auf die oberste Markierung vom 18. November 1824.
Foto: Liebl
 

 

An der 1815 errichteten Fieberkapelle am Friedhof Rheinhausen lehnt eine Sandsteinstele mit der Markierung des Hochwasserstandes vom April und November 1824 (Bild). Damals war es sogar möglich, von hier aus die Stadt Speyer per Boot zu erreichen. Am 6. November notierte ein Pfarrer, wie er um 14.00 Uhr nach Rheinhausen und dort bis zum Hochaltar der Kirche ruderte, um das Allerheiligste aus dem Tabernakel zu retten. Wiederum ein Oberhausener Geistlicher schilderte in einem Taufbucheintrag eindrücklich, wie er bei der nächsten Flutkatastrophe 1831 zum Nachmittagsgottesdienst in Rheinhausen „mit dem Nachen“ anreiste (Rothmeier). Die Gemeinde blieb damals vom von Juni bis September überschwemmt und verlor durch die Ernteausfälle einen Großteil ihres Einkommes (Quelle: Denkmalpflege in Baden-Württemberg, Nr. 4/2021, Seite 273).

Tulla führte im 19. Jahrhundert die Rheinbegradigung durch. Seine Maßnahmen gaben dem Oberrhein ein völlig neues Aussehen. Von einer natürlich mäandernden Auenlandschaft aus wurde der Wasserverlauf auf ein einziges Flussbett von 200–250m eingeengt, begradigt und vertieft, Dammanlagen gebaut und die Form verstärkt. Dadurch sollten die Siedlungsflächen vor den häufigen Überflutungen geschützt und neue Siedlungsflächen gewonnen werden. Weiterhin wollte man die Schiffbarkeit verbessern und die grassierenden Krankheiten zurückdrängen (u.a. die Malaria, damals „Sumpffieber“ genannt). Der Rheinhauser Durchstich des Rheins erfolgte 1843/1844.

Die Auswirkungen der Rheinbegradigung wirken bis Kirrlach. Ein tieferliegender Rhein war Voraussetzung für ausreichend Gefälle der Entlastungskanäle nördlich und südlich von Kirrlach, sowie z.B. dem Ausbau des Saalbachs, um nur ein Beispiel zu benennen. Das Oberflächenwasser im Lußhardt nimmt seit dem kontinuierlich ab, der Lochwiesengraben mit Fortsetzung als Gießgraben erhält inzwischen immer seltener Wasser. Die Schleußlach, der Faule See und der Erlenteich trocknen aus.