Am 27. Mai 1722 gab Fürstbischof Damian Hugo von Schönborn
den Startschuss für das neue Schloss in Bruchsal. Das ist nun 300
Jahre her. Im Zeitalter des Barock blühten Musik, Kunst und
Naturwissenschaften. So waren beim Bau viele gut ausgebildete
Spezialisten am Werk. Ihnen standen modernste und sehr präzise
Werkzeuge zur Verfügung. Und sie hatten den Anspruch, ihre Macht und
ihren Einfluss zu demonstrieren. Vorausgegangen waren die Neubauten
der direkten Nachbarn. Am 17. Juni 1715 wurde beim südlichen Nachbar
in Karlsruhe der Grundstein für den Schlossturm gelegt. Dort wurden 32
Straßen und Wege strahlenförmig von einem zentralen Mittelpunkt aus
angelegt. Von oben betrachtet, erinnert der Stadtplan von Karlsruhe an
einen Fächer. So bekam Karlsruhe den Namen „Fächerstadt“.
Das Schloss Mannheim geht auf die 1606 von Kurfürst Friedrich IV.
gegründete Festung „Friedrichsburg“ zurück. Erst 1720 ließ Kurfürst
Carl Philipp den Grundstein zu einem neuen, repräsentativen Schlossbau
legen. Dabei entstand das für Mannheim bis heute charakteristische
regelmäßige System aus geometrischen Formen mit parallelen, sich
rechtwinklig kreuzenden Straßen. Quadratestadt ist ein Beiname der
Stadt Mannheim. Dabei ist kaum eines dieser 144 „Quadrate“ ein
Quadrat im Sinne der Geometrie.
Welchen Einfluss hatte dies auf Kirrlach?
Fürstbischof Schönborn folgte dem Trend der strengen Geometrie der
Nachbarn. Die so genannten Schönbornschen Richtalleen wurden vor rund
300 Jahren als Verbindung zwischen Schloss Bruchsal, Schloss Kislau
und der Eremitage Waghäusel entwickelt und gebaut. Sie überlagerten
die alt hergebrachten natürlichen und historischen Wege und Straßen
durch den Lußhardt. Sie sind so dominant, dass sie bis heute wirken.
Kronauer, Waghäuseler, Bruchsaler oder Schwetzinger Straße, sie sind,
wie Teile der A5, Bestandteil der rechteckigen geometrischen
Erschließung des Lußhardt-Waldes. Alte Wege wurden aufgegeben. Neue
Routen prägen seit dem das Straßensystem.
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