300 Jahre Schloss Bruchsal

(Mitteilungsblatt vom 3. Juni 2022)



Ausschnitt der Charta Palatina von Mannheim und Umgebung aus der Zeit um 1775. Gut zu erkennen ist die rechteckige Wegestruktur in der so genannten unteren Lußhardt nördlich der Wegeachse Kislau-Waghäusel.
Foto: Liebl
 

 

Am 27. Mai 1722 gab Fürstbischof Damian Hugo von Schönborn den Startschuss für das neue Schloss in Bruchsal. Das ist nun 300 Jahre her. Im Zeitalter des Barock blühten Musik, Kunst und Naturwissenschaften. So waren beim Bau viele gut ausgebildete Spezialisten am Werk. Ihnen standen modernste und sehr präzise Werkzeuge zur Verfügung. Und sie hatten den Anspruch, ihre Macht und ihren Einfluss zu demonstrieren. Vorausgegangen waren die Neubauten der direkten Nachbarn. Am 17. Juni 1715 wurde beim südlichen Nachbar in Karlsruhe der Grundstein für den Schlossturm gelegt. Dort wurden 32 Straßen und Wege strahlenförmig von einem zentralen Mittelpunkt aus angelegt. Von oben betrachtet, erinnert der Stadtplan von Karlsruhe an einen Fächer. So bekam Karlsruhe den Namen „Fächerstadt“.

Das Schloss Mannheim geht auf die 1606 von Kurfürst Friedrich IV. gegründete Festung „Friedrichsburg“ zurück. Erst 1720 ließ Kurfürst Carl Philipp den Grundstein zu einem neuen, repräsentativen Schlossbau legen. Dabei entstand das für Mannheim bis heute charakteristische regelmäßige System aus geometrischen Formen mit parallelen, sich rechtwinklig kreuzenden Straßen. Quadratestadt ist ein Beiname der Stadt Mannheim. Dabei ist kaum eines dieser 144 „Quadrate“ ein Quadrat im Sinne der Geometrie.

Welchen Einfluss hatte dies auf Kirrlach?

Fürstbischof Schönborn folgte dem Trend der strengen Geometrie der Nachbarn. Die so genannten Schönbornschen Richtalleen wurden vor rund 300 Jahren als Verbindung zwischen Schloss Bruchsal, Schloss Kislau und der Eremitage Waghäusel entwickelt und gebaut. Sie überlagerten die alt hergebrachten natürlichen und historischen Wege und Straßen durch den Lußhardt. Sie sind so dominant, dass sie bis heute wirken. Kronauer, Waghäuseler, Bruchsaler oder Schwetzinger Straße, sie sind, wie Teile der A5, Bestandteil der rechteckigen geometrischen Erschließung des Lußhardt-Waldes. Alte Wege wurden aufgegeben. Neue Routen prägen seit dem das Straßensystem.