300 Jahre Gasthaus „Zum Kopf“ in Kirrlach

(von Artur Hofmann; Heimatverein Kirrlach; Juni 2006)



Am 13. März 1706 erteilte der Speyerer Fürstbischof Johannes Hugo von Orsbeck dem 25- jährigen Kirrlacher Johann Lehn eine „Schild Wirthschafts Gerechtigkeit zum Kopf“, also eine Konzession für eine Wirtschaft. Sicherlich war es bei diesem Gesuch um eine Wirtshauskonzession hilfreich, dass sein Vater Schultheiß von Kirrlach war, denn die Schildgerechtigkeitspatente waren begehrt und anscheinend sicherte ein solches Patent einen auskömmlichen Lebensunterhalt. Johann Lehn musste für das Patent dreißig Gulden „rheinischer Landswehrung“ bezahlen. Das war ein stolzer Preis. Aber er war gerechtfertigt, denn Johann Lehn hatte sein Patent ohne zeitliche Begrenzung nicht nur für sich selbst, sondern auch für seine Erben erhalten. Schon im ersten Patent für den Kirrlacher „Engel“ aus dem Jahr 1713 heißt es dagegen, dass die Erlaubnis nur so lange gelten soll, wie der Wirt oder nach ihm „seine ehrliche Hausfraw bey Leben sein wirdt“. Dann wurde es zur Regel, dass neue Konzessionen immer nur auf 10 Jahre für 10 Gulden vergeben wurden. Johann Lehn führte den „Kopf“ bis zu seinem Tod 1741. Er erreichte damit ein für damalige Verhältnisse hohes Alter von 60 Jahren. Als der erste Kopfwirt seine Wirtschaft eröffnete, gab es bereits den „Schwanen“ (Eröffnung 1700), heute „Altdeutsche Weinstube“, und den „Hirschen“, der aber wenige Jahre nach der Eröffnung wieder aufgegeben wurde. Vom Gasthaus „Löwen“ hört man 1733 zum ersten Mal. Peter Moppert erhielt 1725 die Erlaubnis, ein Schild mit dem Namen „Lamm“ auszuhängen. „Kopf“, „Lamm“, „Engel“, „Schwanen“ und „Löwen“: Diese Handvoll Wirtschaften waren lange Zeit die einzigen Wirtschaften in Kirrlach, wobei Standorte zum Teil wechselten, Umwidmungen vorgenommen und große Um- und Neubauten getätigt wurden. Auch der Kopf wurde erweitert, erhielt ein Obergeschoss mit einem Saal für Familienfeste und Vereinsfeiern. Die Lehns konnten den Kopf nicht lange in Familienbesitz halten. Dreimal wechselten innerhalb von hundert Jahren die Besitzer, bis schließlich Ludwig Schmitteckert die Wirtschaft 1879 käuflich erwarb. Auf Ludwig folgte im Jahr 1898 sein Sohn Michael. Im selben Jahr, nämlich seinem Gründungsjahr, wählte der damalige Männergesangverein Frohsinn den „Kopf“ zu seinem Probelokal, dem er bis 1973 treu blieb. Michael Schmitteckert war nicht nur Wirt, sondern er verwaltete auch die Kirrlacher Postgagentur von 1900 bis ein Jahr vor seinem Tod 1949. In der dritten Generation übernahm Erna Schmitteckert, von der das legendäre „Kopfwärtsschorle“ ( wenig Woi, viel Wasser) überliefert ist, die Wirtschaft und stand als Wirtsfrau ihren Mann bis zu ihrem Tod im Jahr 1981. Mit ihr endete die Tradition, dass der „Kopf“ von den Eigentümern geführt wird. Seit Juni 2005 führt das Pächterehepaar Simone und Tobias Heiler das Lokal. Mit einem zweitägigen Sommerfest am 1. und 2. Juli mit fetziger Live-Musik verschiedener Instrumentalgruppen soll das Jubiläum gebührend gefeiert werden.

Das Gasthaus zum „Kopf“ im Jahr 1903. Über dem Seiteneingang hängt das Schild „Kaiserliche Postagentur“. Im Vordergrund der Männergesangverein Frohsinn, der in diesem Jahr mit einem großen Sängerwettstreit sein 5-jähriges Bestehen feierte. Der „Kopf“ war 75 Jahre lang das Vereinslokal des „Frohsinn“.