Grundwasserproblem

Zum Problem Grundwasser
veröffentlicht der Heimatverein aus der Chronik von Franz Müller, Schlossermeister

Das Jahr 1910 war ein großes Missjahr. Am 30.ten Juni, den Tag nach Peter und Paul hat es so schwer gehagelt über unser Dorf und Feld unter Blitz und Donner, dass man meinte das letzte End käme. Eisstücke wie Eier und Kindshände so groß schlugen unser Feld zusammen.Viele Fensterscheiben hat es gekostet. Das Erdreich ist so hoch gestiegen, dass bereits alle Leute Wasser im Keller hatten. Der Todlacher Graben von den oberen Wolfswiesen bis runter in die Hammerwiesen waren Wiesen und Bach eine Flut gleich nach dem ersten Heumachen bis Dezember. Die Sallenstücker waren ganz unter, dazu brachen noch die Dämme der Kriegbach oben im Wald. Das Wasser kam über den Wald herunter und überschwemmte unser ganzes Feld. Das Wasser ging rein bis ans Dorf. Es floß über Kronauer- und St. Leonerstraße. Kartoffel gab es gar keine außer im Neufeld, wer dort ein Acker hatte oder dem Almenschlägel. Das Korn wurde aus dem Wasser und Sumpf herausgeschnitten. Hopfen gab es bereits gar keine. Meine standen 50 cm unter Wasser im Neufeld Dachsbau. Viele schwammen fort mitsamt den Stangen. Das Wasser hielt sehr lange an, weil der Gießgraben keinen Abfluß hatte bis wir ihn nachts aufgehauen hatten. Der war ganz zu gewachsen.
Nach Bürgerforderungen ging es Sonntag morgens los. Jetzt wurde der Gießgraben geputzt und drunten in der Gabel breiter ausgestochen. Oben wurde ein Graben in die Bach geleitet. So nahm das Wasser stark ab; aber das Feld war durch das lange anstehen kabut.


Diskussionsbeitrag zur Grundwassersituation
in der Region insbesondere im Bereich Kirrlach, Wiesental, Hambrücken, Weiher, Forst

Grundlagen
Das Grundwasser bildet sich aus Niederschlägen von Regen und Schnee, die im Boden versickern. Der Grundwasseranstieg findet regelmäßig im Winter und Frühling statt, weil in dieser Zeit die Niederschläge zum größten Teil versickern. In der Vegetationszeit werden Niederschläge hauptsächlich von den Pflanzen aufgenommen und auch verdunstet.
Niederschlag, der versickert, verursacht einen Anstieg des Grundwassers. Der Anstieg ist abhängig vom Porenvolumen des Bodens. Dies bedeutet, dass bei geringem Porenvolumen ( lehmhaltiger Boden oder Feinsand) der Anstieg bei gleicher Niederschlagsmenge höher ist , als bei Böden mit großem Porenvolumen ( Kies oder Grobsand).
Historische Entwicklung der Region
Bevor die Region besiedelt wurde, gehe ich davon aus, dass das Grundwasser sehr hoch war, weil keine gezielte Ableitung des Grundwassers oder des Regens durch Bäche oder Gräben erfolgte. Der Abfluss erfolgte nur unterirdisch zur Hauptentwässerung, dem Rhein. Die Wasserführung des Rhein war sicher vor Tulla`s Regulierung höher als heute. Der unterirdische Abfluss ist auch heute noch der wesentliche Faktor für die Entwässerung unserer Region. Es lässt sich leicht feststellen, dass bei hohem Wasserstand des Rheins das Grundwasser steigt auch ohne dass es hier regnet.
Um die Region für eine Besiedelung geeignet zu machen oder zu erhalten, musste eine Entwässerung mittels Bäche oder Gräben geschaffen werden. Diese künstlich geschaffenen oder vertieften Entwässerungsgräben sind der Duttlacher Graben, der Heugraben, Gießgraben, Wagbach und der Kriegbach. Zum letzten ist festzustellen, dass dieser nicht zur Grundwasserableitung geschaffen wurde sondern als Entlastungsbach für Kraichbach und Katzbach. Seinen Namen soll der Kriegbach infolge „Kriegerischer Auseinandersetzungen“ um das Wasser des Baches erhalten haben. Es gab am Kraichbach (Langenbrücken) und am Kriegbach (Altlußheim) Mühlen und ohne genügend Wasser konnten diese Mühlen nicht betrieben werden.
Der Duttlacher ( früher Todtlacher) Graben
hatte sein Quellgebiet im Bruchgebiet von Forst / Bruchsal etwa in der Nähe der heutigen Kreismülldeponie und führte über die Gemarkungen Bruchsal, Forst, Hambrücken, Kirrlach bis zur Mündung in den Kriegbach.
Die Wasserführung bestand ursprünglich in der Abführung von Oberflächen / Grundwasser. Heute hat der Abflussgraben nur die Funktion des Vorfluters für die Kläranlage Bruchsal / Forst. Dies bedeutet, dass der Graben das gesamte Abwasser der Stadt Bruchsal und der Gemeinde Forst abzuführen hat. Der Bach hat dadurch eine konstante Trockenwetter-Wasserführung, die bei R egenwetter noch ansteigt. Aufgrund von Sediment- und Schlammablagerung dürfte die Bachsohle wesentlich angestiegen sein. Die Ableitung von Grundwasser ist infolge dieser Nutzung beeinträchtigt oder gar nicht mehr möglich. Eine Entleerung des Hochwasserbeckens Silzenwiesen ist eine weitere 2 erhebliche Belastung des Duttlacher Grabens. Die Entleerung des Rückhaltebeckens, das in diesem Jahr geflutet wurde, erfolgte innerhalb von 8 Tagen wodurch der Graben 8 Tage Hochwasser führte und im Wiesenbereich ausuferte. Direkte Anlieger haben festgestellt, dass die Hochwasserführung des Baches zu Grundwasser in ihrem Keller führte.
Der Heugraben
Der Heugraben hatte seinen Anfang südöstlich der Gemarkung Kirrlach im Bereich der heutigen BAB ( Ubstatter Schlag ). Dieser hatte die Funktion Grundwasser aus dem Wald, Feld und dem Ortsetter von Kirrlach abzuleiten und dem Todtlacher Graben zuzuführen. Dies ist wegen fehlender Unterhaltung des Grabens nicht mehr möglich, selbst wenn das Wasser im Wald an der Oberfläche steht, wie im Mai dieses Jahres. Am Rande des Ortsetters ist das Wasser im Graben bis zu 50 cm Höhe gestanden. Ein Abfluss war wegen Sediment- Ablagerungen im Bereich von Brücken nicht möglich. Der Anfang des Grabens wurde zuerst durch die BAB und dann durch den Bau des Kriegbachpolders abgeschnitten.
Der Wagbach
Hatte seine Quelle in der Gemarkung Karlsdorf. Er führte durch die Gemarkungen Hambrücken, Wiesental, Waghäusel ins Bruchgebiet von Oberhausen/ Rheinhausen zum Rhein. In Karlsdorf entstand eine Kiesgrube und mit dem fallenden Grundwasser ist die ursprüngliche Quelle verschwunden. Nachdem die Quelle versiegt war und der Bachlauf mehrere Jahre ganz trocken fiel, wird seit etwa 10 Jahren Wasser vom hochliegenden Saalbach dem Wagbach zugeführt. Dies ist aus ökologischen Gründen gewollt und sinnvoll solange die Funktion Grundwasserableitung nicht erforderlich ist. Dies war aber bei dem hohen Grundwasserstand des Jahres 2002 erforderlich. Die Zuleitung von Wasser aus dem Saalbach ist auszusetzen, sobald das Grundwasser über der Bachsohle steht, damit Grundwasser als Bachquelle dient und dieses abfließen kann. Im Bereich von Wiesental sind ebenfalls für die „Trockenzeit“ 4 Staustufen eingebaut, damit der Bach nicht trocken fällt. Auch hier ist ein Zufluss von Grundwasser bei hohem Grundwasserstand dadurch nicht mehr möglich.
Unterhaltung der Gewässer
Zu diesem Thema gibt es aus Fürstbischöflicher Zeit Unterlagen, die zeigen, dass der Unterhaltung der Gewässer und Gräben große Bedeutung beigemessen wurde. An den Gewässer mussten die Gemeinden des Verwaltungsraumes jährlich Unterhaltungsarbeiten ausführen indem den einzelnen Gemeinden genaue Abschnitte zugewiesen wurden. Siehe Anlage als Beispiel für den Heugraben aus der Regierungszeit von Fürstbischof Hutten. Diese Arbeiten sind anscheinend vom Badischen Staat nach 1803 und den Gemeinden nicht mehr durchgeführt worden. Am 30.6. 1908 gab es ein katastrophales Regenereignis. Kriegbach und Duttlacher Graben setzten die Gemeinde unter Wasser . Alle Leute hatten Wasser im Keller, wie in einer Aufzeichnung zu lesen ist. Erst danach wurden die vernachlässigten Gräben von der Gemeinde wieder als Abflusssystem funktionsfähig gemacht.
Heute sind die oben genannten Abflusssysteme nicht mehr in der Lage die ursprüngliche Funktion der Ableitung von Grundwasser zu erfüllen, weil die Unterhaltung fehlt oder dem Gewässer eine andere zusätzliche Aufgabe zugewiesen ist. Eine Folge ist, dass das Grundwasser höher ansteigt und es länger dauert bis es wieder abfällt.
Schlussbemerkung
Um einen schnellen Abfluss von Grundwasser zu ermöglichen und einen Anstieg zu begrenzen sind die Bäche der Region hierfür zu unterhalten. Dem Duttlacher Graben sind gegenüber früherer Funktion neue Aufgaben zugewiesen worden, ohne dass der Graben hierfür ertüchtigt wurde. Das Abflussvermögen ist zu erhöhen damit die zusätzlichen Aufgaben ohne Nachteile für die Gemarkung Kirrlach erfüllbar sind.


Grundwasserproblem
Massnahmen in früherer Zeit

In Fürstbischöflicher Zeit hat die Verwaltung 14 Gemeinden angewiesen die Sohlen des Heugraben zu machen und zu unterhalten. ( Fürstbischof Hutten 1743- 1770)
Für den Heugraben hat der Heimatverein eine solche Anweisung in dem Buch Kirrlach wie es früher einmal war aufgenommen. Der Grund war nicht die Verwaltungsanweisung, die darin enthalten ist, sondern die erstmalige Verwendung des Beiles als Wappen von Kirrlach. Die Anweisung erfolgte im Jahr 1746. Sicher gab es damals auch einen sehr hohen Grundwasserstand sonst hätte man diese Anweisung sicher nicht erlassen. Wer erlässt heute eine solche Anweisung? Wer wäre im Wald zuständig? Sicher das Land bzw. die Forstverwaltung.
Sicher gab es für alle Bäche solche Anweisungen.

Text : Der Heugraben
Dieser graben hat seine Anfang in dem Herrschaftlichen Lußhardtwald in dem sogenannten Ubstatter Schlag, zwischen dem Gieß auch Todtlacher graben und der Kriegbach gelegen ziehet den Herrschaftlichen Wald hinab und fällt gleich ober dem Dorf Kirrlach in den Todtlacher graben,........seyed schuldig Sohlen zu machen und zu unterhalten. Die folgenden Ortschaften.
Mingolsheim 115 ruthen
Östringen 170 ruthen
Redtigheim 441/2 ruthen
Langenbrücken 80 ruthen
Zeithern 151 ruthen
Stettfeld 74 ruthen 6 Schuh
Ubstatt 116 ruthen
Weyer 32 ruthen
Forst 59 ruthen
Hambrücken 39 ruthen
Cronau 71 ruthen
Roth 117 ruthen
St.Leon 66 ruthen
Kirrlach 254 ruthen

Die Ortschaft Kirrlach hatte mit 254 Ruthen den größten Grabenabschnitt zu machen. Eine Badische Ruthe hat 3 m. Es ist anzunehmen, dass Kirrlach für den Bereich in der Feldflur zuständig war und die übrigen Gemeinden für den Herrschaftlichen Wald.


Urkunde
Auszug aus "Kirrlach wie es früher einmal war"

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Grundwasserstände
Tabelle und Diagramm

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Wasserjahre und andere Ereignisse
Auszug aus dem Mitteilungsblatt

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